Kassen Kliniken operieren zu viel

Berlin · Die Finanzierung der Krankenhäuser setzt Fehlanreize, wie ein Gutachten zeigt.

Kliniken operieren zu viel
Foto: Poznyakov/Shutterstock.com

Die Zahl der Krankenhausbehandlungen in Deutschland steigt Jahr für Jahr um rund 220 000 bis 340 000 Fälle. Wie ein von privaten und gesetzlichen Versicherungen sowie der Deutschen Krankenhausgesellschaft in Auftrag gegebenes Gutachten zeigt, nehmen insbesondere die Operationen an der Wirbelsäule, Herzklappen-OPs und Schmerztherapien zu.

Schon seit Jahren diskutieren Kassen und Kliniken kontrovers, ob in Deutschland zu viel operiert wird. Der Vorwurf der Kassen: Die Kliniken machen vor allem die Behandlungen, die hohe Fallpauschalen einbringen - auch wenn sie medizinisch nicht nötig sind. Die Kliniken wiederum verweisen auf die gestiegenen Ansprüche der Patienten, die die Leistungen einforderten. So einigten sich die Kontrahenten vor zwei Jahren, das nun veröffentlichte Gutachten in Auftrag zu geben.

Die Wissenschaftler untersuchten den Zeitraum von 2007 bis 2012. Bei den Uni-Kliniken gab es in dieser Zeit einen Anstieg um 15,9 Prozent auf 1,88 Millionen Fälle, bei den übrigen Krankenhäusern lag der Anstieg bei 6,9 Prozent auf 16 Millionen Behandlungen. Insbesondere die planbaren Operationen haben zugenommen, während der Anstieg bei den Notfällen entgegen bisherigen Annahmen eher moderat ausfiel. Dies spricht dafür, dass die Kassen mit ihren Vorwürfen richtig liegen. Sie fordern seit Jahren ein Umsteuern in der Krankenhauspolitik. "Wir müssen zu einer qualitätsorientierten Spezialisierung der Krankenhäuser kommen", sagte der Chef des AOK-Bundesverbands, Jürgen Graalmann, unserer Zeitung. "Das heißt, die Kliniken sollen die Operationen machen, die sie wirklich gut beherrschen. Es geht nicht, dass in jedem Krankenhaus komplexe Operationen angeboten werden", sagte der Kassenchef. Hilfreich seien dabei auch Zweitmeinungsverfahren, wie die AOK sie anbiete.

Die Bundesregierung plant in dieser Wahlperiode eine große Krankenhausreform. Aus Sicht von CDU-Experte Jens Spahn gehört das Fallpauschalen-System dabei auf den Prüfstand.

(qua)
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