Kulturhauptstadt 2010 Metropole Ruhr: Mehr Museen als Paris

Berlin (RPO). Provokativ präsentiert das Ruhrgebiet sein neues Image. Mit dem Spruch: "Was haben London und Paris gemeinsam? Weniger Museen als die Metropole Ruhr" zeigt die Region ihr neues Selbstbewusstsein. 2010 ist sie Kulturhauptstadt. Und die Vorbereitungen für das kommende Jahr laufen auf Hochtouren.

Highlights der Kulturhauptstadt 2010
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Highlights der Kulturhauptstadt 2010

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Das Ruhrgebiet, das früher Deutschlands Waffenschmiede und wichtigstes Industriegebiet war, ist unter dem Namen "Metropole Ruhr" Kulturhauptstadt 2010. Das kommende Jahr spielt sich also zwischen Bottrop und Bochum, Dinslaken und Dortmund, Hagen und Herne ab.

Neues Image

Wer jetzt an triste Industrie, Hochöfen, Schlote und dreckige Luft denkt, der irrt sich. "Kohle und Stahl - das war einmal", bestätigt Heinz-Dieter Klink vom Regionalverband Ruhr. "Das Image ist längst nicht mehr aktuell", versicherte auch Fritz Pleitgen, Geschäftsführer der Ruhr 2010. Das Ruhrgebiet erfinde sich neu, erklärt Klink. Auch der Name sei daher Vergangenheit: "Wir sprechen heute von der Metropole Ruhr." Und so will sich die Kulturhauptstadt 2010 auch präsentieren. Zu ihr gehören immerhin 53 Städte, die an einem Strang ziehen.

Als Repräsentant für die 5,3 Millionen Einwohner starke Region und somit als "Bannerträgerstadt" wurde Essen ausgesucht. Bekannte Sehenswürdigkeit ist das Weltkulturerbe Zeche Zollverein. Mit einer Millionen Besucher jährlich ist die Zeche schon jetzt die am besten besuchte Industriekulturstätte Europas.

Das Programm im kommenden Jahr verspricht nicht nur ein Jahr der Kulturveranstaltungen, sondern auch eine Reihe von ungewöhnlichen Premieren, schrägen Ideen und ausgefallenen Aktionen. Zum Beispiel werden an den Stellen früherer Schächte und Zechen hunderte riesige Ballone bis zu 80 Meter hoch im Himmel über Ruhr und Emscher schweben. Sie sollen an die Kumpel erinnern, die dort geschuftet haben sowie an die Bedeutung von Bergbau und Stahlindustrie für die Ruhrregion.

Besonders viele Schlösser

"Es gibt viele kulturelle Edelsteine zu entdecken", sagte Pleitgen. Völlig unbekannt sei immer noch, dass die Metropole die dichteste Kulturlandschaft in Deutschland hat und sich hier sogar so viele Schlösser wie in keiner anderen Stadt befinden. Und um noch mal auf den Vergleich mit London und Paris zurückzukommen: In der Ruhrregion gibt es rund 200 Museen und 120 Theater, die 2010 einiges auf die Bühne bringen. Zum Beispiel zeigen unter dem Titel "Odyssee Europa" sechs Regisseure in sechs Schauspielhäusern sechs Neuinszenierungen von Homers Meisterwerk.

Außergewöhnliche Kulturveranstaltungen soll es auch außerhalb der Theater geben: Das Vorhaben, auf der A 40 zwischen Duisburg und Dortmund aus 30.000 Tischen auf einer Strecke von 60 Kilometern die "längste Festtafel der Welt" entstehen zu lassen, ist nur eine davon. Unter dem Titel "Still-Leben Ruhrschnellweg" soll der Autobahnabschnitt dafür einen Tag lang gesperrt werden. Ein anderes ist der National Poetry Slam, bei dem die 150 wortgewandtesten deutschsprachigen Poeten zum Wettstreit antreten.

Kulturhauptstadt als Chance

Schon zum Auftakt des Kulturhauptstadtjahres soll in Essen das Museum Folkwang wiedereröffnen, das einen lichtdurchfluteten Neubau bekommen hat. Und auch in Duisburg wird noch gebaut: Dort bekommt das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst noch eine Etage draufgesetzt. Oben auf die ehemalige Getreidemühle kommt ein Quader, der 2000 Quadratmeter zusätzlichen Platz bieten soll.

Ebenso beeindruckend ist auch das Konzept für ein Projekt, bei dem an einem Tag die ganze Metropole die Stimme erhebt. Auf Straßen und Plätzen, in Parks, Opern- und Kaufhäusern, Kirchen sowie Kindergärten und zum krönenden Abschluss in der Arena auf Schalke soll der größte Chor der deutschen Musikgeschichte zustande kommen: "70.000 Menschen singen dann "Freude schöner Götterfunken"", verrät Fritz Pleitgen.

Axel Biermann, Chef von Ruhrgebiet Tourismus, sieht das Kulturhauptstadtjahr als Chance. Denn die Region als touristisches Ziel stehe noch ganz am Anfang. Auch Burkhard Koch vom Tourismusmarketing Oberhausen begreift das Jahr 2010 als vielversprechenden Anfang: "Wer es in Essen toll fand, kommt im Jahr danach nach Oberhausen, und wem es in Oberhausen gefallen hat, fährt nach Dortmund." Schließlich ist da noch etwas, womit London und Paris nach Heinz-Dieter Klinks Überzeugung nicht mithalten können: "Unsere Geheimwaffe ist ein überbordendes Maß an Gastfreundschaft."

(dpa)
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