Umweltschützer warnen vor Katastrophe vor den Kanaren Erdölförderung vor Fuerteventuras Traumstränden

Madrid · Die Kanarischen Inseln stehen für traumhaft lange Strände, Windsurfen und angenehme Wärme rund ums Jahr. Umweltschützer sehen diese Urlaubsidylle in Gefahr: Der spanische Energie-Riese Repsol will vor den Küsten der Inseln nach Erdöl forschen.

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Der Konzern vermutet rund 900 Million Barrel Erdöl unter dem kanarischen Meeresboden, optimistische Schätzungen gehen gar von 2,3 Milliarden Barrel aus. Zurzeit sei das Vorhaben nichts mehr als "Forschung und Erkundung", sagt ein Sprecher von Repsol. Es gehe noch lange nicht um das Fördern von Öl und Gas.

Doch schon gegen die Erforschung möglicher Erdöl-Vorkommen regt sich Widerstand. Seit Anfang Dezember sammeln mehrere Naturschutzorganisationen, darunter Greenpeace und der WWF, Unterschriften gegen das Projekt. Bis Montag hatten über 36.000 Menschen auf savecanarias.org eine Petition an die Präsidenten von Europäischem Parlament, Europäischer Kommission sowie an die spanische Regierung unterzeichnet.

Die Kanaren, das Hawaii Europas
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Foto: web tenerife

Die Petition hebt vor allem die einzigartige Natur auf den Inseln westlich von Zentralafrika hervor: Die Inselgruppe beherberge auf einer Fläche von 7000 Quadratkilometern mehr als 19.000 Tier- und Pflanzenarten, 5000 davon seien einzigartig auf dem Planeten.

Die Gegner fürchten vor allem die Zerstörung der Umwelt durch einen möglichen Unfall. 2010 hatte im Golf von Mexiko eine Explosion auf der Plattform "Deepwater Horizon" große Teile der amerikanischen Golfküste verschmutzt. Es war die schlimmste Ölpest in der Geschichte der USA.

Die prominenteste Stimme der Kritiker ist die Mutter des Oscar-Preisträgers Javier Bardem, die Schauspielerin Pilar Bardem. Sie sieht in dem Projekt eine ernsthafte Gefahr für die Natur der Inseln, ihre Wirtschaft, ihr Trinkwasser und den Tourismus. Auch die Regionalregierung der Kanaren hat sich dem Protest gegen das Projekt angeschlossen. Die Kanaren sind stark von ihren schönen Stränden abhängig: Rund zehn Millionen Touristen kamen im Jahr 2012 auf die Inseln. Nach Angaben der Kritiker will Repsol rund neun Kilometer vor Fuerteventura und 18 Kilometer vor Lanzarote nach Öl bohren. Dieses seismisch aktive Gebiet ist größtenteils ein Naturreservat.

Befürworter argumentieren mit den wirtschaftlichen Impulsen, die eine Rohstoffförderung vor der Küste den Inseln bringen könnte. 3000 bis 5000 Arbeitsplätze könnten durch die Erdöl-Förderung entstehen, schätzt die Projektgruppe, zu der auch der deutsche Energiekonzern RWE gehört.

Wirtschaftliche Aufschwung nötig

Einen wirtschaftlichen Aufschwung könnte die Inselgruppe gut gebrauchen: Die Arbeitslosigkeit liegt mit 35 Prozent noch höher als auf dem spanischen Festland. Spaniens Industrieminister José Manuel Soria, der selbst von Gran Canaria stammt, befürwortet die Erkundung. Das Ölprojekt werde "eine weitere wirtschaftliche Aktivität" in die Region bringen.

Auch energiepolitisch wären größere Erdölvorräte um die Kanaren interessant: Ein Sprecher von Repsol sagt, Spanien sei das europäische Land mit der größten Abhängigkeit von ausländischen Öl- und Gasimporten. "Welches Land würde nicht wissen wollen, welche natürlichen Ressourcen es hat?" Sollten tatsächlich 900 Millionen Barrel Öl unter dem Meeresboden schlummern, könnten diese auf zwanzig Jahre zehn Prozent des spanischen Energiebedarfs decken.

Insgesamt neun Milliarden Euro will Repsol in das Projekt investieren. Für ein Jahr will der Konzern die Fläche vermessen und, sollte die Regierung das Vorhaben genehmigen, bis 2019 oder 2020 "die ersten Tropfen nutzen". Dies setzt jedoch voraus, dass sich unter dem Meer tatsächlich genug Öl in förderbarer Qualität befindet. Die Wahrscheinlichkeit dafür sieht der Konzern bei 20 Prozent.

(AFP)
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