Loveparade-Katastrophe in Duisburg Seelsorger: Viele Betroffene traumatisiert

Duisburg · Viele Betroffene leiden bis heute unter den Folgen der Loveparade-Katastrophe im Juli 2010. Viele Überlebende seien von posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen. Das berichtete der Landespfarrer für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, Uwe Rieske, am Mittwoch in Düsseldorf.

Jahrestag: Duisburg trauert um Loveparade-Opfer
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Etwa die Hälfte von über 120 Betroffenen, die seit dem Unglück an bislang zwölf von der Kirche angebotenen Treffen teilnahmen, hätten mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen. Viele davon hätten sich einer Therapie unterziehen müssen. Die Dunkelziffer der Traumatisierten dürfte "sehr hoch" sein, so Rieske weiter.

Für die Familien der Todesopfer und für viele Verletzte sei das Unglück "weiterhin täglich schmerzhaft präsent", fügte der Seelsorger hinzu. Auch unter den Rettungskräften gebe es viele Betroffene, die mit den "Bildern des Massensterbens" nicht fertig würden und ihren Beruf nicht mehr ausüben könnten.

Betroffene drängen auf zügige juristische Aufarbeitung

Nach Angaben von Rieske erwarten die Betroffenen eine zügige juristische Aufarbeitung der Ereignisse, auch wenn der Umgang mit Verlust und Traumata an erster Stelle stehe. Der im Februar bevorstehende Bürgerentscheid über die Abwahl von Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) spiele zwar nur "am Rande" eine Rolle. Allerdings erhoffe man sich eine "glaubwürdige Geste" bei der Aufarbeitung der Katastrophe. Die Politik dürfe sich nicht um ihre Verantwortung drücken.

Auch im nächsten Jahr will die evangelische Kirche weitere Treffen für die Betroffenen anbieten. Möglich sei dies nicht zuletzt durch den Hilfsfonds des Landes NRW und zahlreiche Groß- und Einzelspenden. "Die Notfallhilfe wird auch künftig ihren Beitrag leisten, dass das Leid der Betroffenen verstanden und nach Kräften aufgefangen wird", so Rieske.

Bei der Massenpanik auf der Loveparade am 24. Juli 2010 waren 21 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt worden.

(DAPD)
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