Duisburg Ausgesprochen unerquicklich

Duisburg · Ernüchterung und Enttäuschung – so lassen sich die Reaktionen auf die Benennung von Sören Link als Oberbürgermeisterkandidiat der SPD zusammenfassen. Ralf Jäger will ein Vorziehen des Wahltermins prüfen.

 Sören Link geht als Kandidat für die SPD ins Rennen um den höchsten Posten im Rathaus.

Sören Link geht als Kandidat für die SPD ins Rennen um den höchsten Posten im Rathaus.

Foto: Hohl, Ralf

Ernüchterung und Enttäuschung — so lassen sich die Reaktionen auf die Benennung von Sören Link als Oberbürgermeisterkandidiat der SPD zusammenfassen. Ralf Jäger will ein Vorziehen des Wahltermins prüfen.

Wer kommt noch? Nachdem die SPD mit Sören Link und die Linken mit Barbara Laakmann ihre Bewerber vorgestellt hatten, schlossen gestern CDU, Grüne, FDP und auch die "Neuanfang"-Initiative um Theo Steegmann eigene Kandidaten nicht mehr aus.

"Von einem neuen Politikstil ist die Rede gewesen, von der Suche nach einem geeigneten, parteiübergreifenden Kandidaten — genau das Gegenteil ist jetzt eingetreten", erklärte Duisburgs CDU-Parteichef Thomas Mahlberg gestern. Ein Neuanfang sei keine Frage des Alters. "Die SPD hatte nie die Absicht, jemand anders als einen Kandidaten aus den eigenen Reihen zu benennen — und Sören Link hat ein dickes, rotes Parteibuch." Weder Sören Link noch die von den Linken benannte Barbara Laakmann seien für die Christdemokraten akzeptabel. Ein eigener CDU-Kandidat sei durchaus eine Option.

Auch FDP-Fraktionschef Wilhelm Bies erklärte, dass für die Liberalen ein eigener Kandidat denkbar sei. Auch die FDP hält weder Link noch Laakmann für geeignet, Duisburg entscheidend nach vorn zu bringen.

Theo Steegmann von der "Neuanfang"-Initiative gab sich ernüchtert. "Wir haben eine Lichtgestalt gesucht. Das ist nicht gelungen." Beide Personalvorschläge seien zwar qualifiziert, aber nicht von "überregionaler Strahlkraft". Gefragt sei eine starke Persönlichkeit, die sich auch gegen eine schwierige Dezernentenriege durchsetzen könne. Auch die Initiative schließt den Vorschlag eines eigenen Kandidaten nicht aus. "Es war unsere Idee, auf Bärbel Höhn zuzugehen, und dabei hätten die Grünen sicher auch mitgemacht. Aber sie wollte leider nicht", so Steegmann.

Grünen-Fraktionssprecher Prof. Dieter Kantel war selbst an den Gesprächen nicht beteiligt. "Die ganze Situation ist für uns ausgesprochen unerquicklich", sagte er gestern. Link stünde nicht in dem Maße für einen Neuanfang, wie er wünschenswert wäre. Am Dienstag wollen die Grünen nun ihre künftige Marschroute festlegen.

Barbara Laakmann (61) gab sich gestern ausgesprochen selbstbewusst. Sie sei eine Frau, älter und habe als Schulleiterin mehr Lebens- und Verwaltungserfahrung als ihr Konkurrent und erfülle so die Kriterien, die das Bündnis zuvor erarbeitet habe. Duisburgs SPD-Parteichef Ralf Jäger erklärte gestern, es werde geprüft, die OB-Wahl in Duisburg zusammen mit der Landtagswahl am 6. Mai stattfinden zu lassen. "Es gibt aber Fristen, die einzuhalten sind." Michael Rubinstein, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, bekräftigte gestern seine Bereitschaft zur Kandidatur. Seine Entscheidung hänge davon ab, ob es Unterstützung für ihn innerhalb und außerhalb der Parteien für einen überparteilichen Kandidaten gebe.

Sören Link nutzte gestern eine Sitzungspause im Landtag, um bei einem Pressegespräch zu betonen, was ihm als Oberbürgermeister besonders wichtig wäre: Er will eine offene, soziale Stadt, mehr sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze, bessere Bildungschancen für Kinder und mehr Bürgerbeteiligung bei Rathaus-Entscheidungen..

(RP/jco)
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