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Duisburg Gebaut für die Elenden

Duisburg · Am Freitag Abend hob sich im TaM zum vorerst letzten Mal der Vorhang. Zum ersten Mal hob er sich 1996 für "Les Misérables", ein Musical, dem eine lange Laufzeit prognostiziert worden war. Es kam bekanntlich ganz anders.

 Am Freitag Abend hob sich im TaM zum vorerst letzten Mal der Vorhang.

Am Freitag Abend hob sich im TaM zum vorerst letzten Mal der Vorhang.

Foto: Archiv

26. Januar 1996 — der große Tag für das Musical "Les Misérables" im eigens dafür gebauten Theater am Marientor ist endlich da. Welch unglaubliches Staunen ging durch die Stadt, als wenige Jahre vorher bekannt wurde, dass sich Duisburg in die Reihe der deutschen Großstädte mit Musicaltheatern einreihen wird. Bei einer "Dienstreise" nach London, wo "Les Mis" schon länger erfolgreich lief, bekamen Politiker, Verwaltungsspitze und auch Pressevertreter einen ersten Eindruck davon, was sich hinter dem Titel verbirgt.

Dass einige Teilnehmer nach ihrer Rückkehr das Bühnenwerk für "schwere Kost" hielten, lag nicht daran, dass die Darsteller englisch sangen. Fast schon nach Oper klang die Musik, und die Romanvorlage von Victor Hugo beschreibt eine düstere Welt in der Zeit der Pariser Studentenaufstände. Also nichts Heiteres so wie "Cats" in Hamburg oder "Starlight Express" in Bochum.

Na, wenn das mal gutgeht, unkten damals schon die Skeptiker und hofften, dass "Die Elenden" in Duisburg nicht zugrunde gehen.

"Land unter"

Am Tag der Premiere sah es schlecht aus: Am 26. Januar vor 15 Jahren hatte es schon morgens zu schneien begonnen. Die Flocken rieselten ohne Unterlass vom Himmel und sorgten ab nachmittags auf den Straßen in NRW für Chaos. Die Fahrt zum Theater am Marientor endete für viele der angekündigten Premierengäste im Stau. Mancher schaffte es nicht einmal bis in die Nähe unserer Region, weil am Flughafen Düsseldorf so zu sagen "Land unter" galt. Aus Rücksicht auf die Verspäteten startet die erste Vorstellung im TaM darum mit Verspätung.

Na, wenn das mal nicht ein schlechtes Omen ist, dachte so mancher Skeptiker.

Die, die es rechtzeitig geschafft hatten, waren schon nach wenigen Minuten von den "Elenden" fasziniert. Am Ende gab es einen Vorhang nach dem anderen und begeisterte Kommentare: das schönste Musical aller Zeiten, ein Kassenschlager, eine echte Sensation, das Stück wird viele Jahre lang erfolgreich laufen.

Aber zu hören war auch: Das tolle Theater steht in der falschen Stadt, denn das Umfeld war damals (wie auch heute noch) wenig attraktiv. Doch abschreckend wirkte das auf die Besucher offenbar zunächst nicht. Die Vorstellungen waren ausverkauft, dann nahezu ausverkauft oder zumindest annähernd ausverkauft. Nach einem guten halben Jahr war es dann schon relativ leicht, auch an größere Kartenkontingente heranzukommen. Beim "Zweijährigen" waren die Lücken im Zuschauerraum nicht mehr zu übersehen.

Na, das kann ja nicht mehr lange gutgehen, meldeten sich die ersten Kritiker zu Wort.

Und sie sollten leider schon sehr schnell recht behalten. Denn der Veranstalter schlitterte 1999 in die Insolvenz. Das bedeutete das Aus für "Les Mis". Denn keiner war bereit, die Produktion in Duisburg weiterzuführen. Längst hatte sich in der Branche herumgesprochen, dass der Standort am Marientor ein schwieriger ist. Beim Abschied von Jean Valjean, Cosette und den anderen Akteuren von "Les Misérables" flossen reichlich Tränen: bei den Darstellern, von denen etliche in die Arbeitslosigkeit gingen, aber auch bei den Zuschauern, die das Stück liebten. Manche sahen es 20 oder 30 Mal oder noch häufiger.

Probleme sind geblieben

Vor zwölf Jahren war bei den Verantwortungsträgern in der Stadt die Hoffnung noch riesig, das wunderbare Haus, das Duisburgs bekannter Architekt Helmut Kohl entworfen hatte, ganz schnell mit einem neuen Musical belegen zu können. Doch daraus wurde nichts. Selbst befriste Buchungen (wie in Essen und Oberhausen) blieben aus.

Denn das wenig einladende Umfeld, das das verwöhnte Premierenpublikum bereits kritisiert hatte, hat sich bis heute kaum verändert. Veranstalter schreckte zudem immer wieder ab, dass sie für sich und ihre Mitarbeiter in Duisburg nur auf ein bescheidenes Mittelklasse-Hotelangebot zugreifen konnten (und noch immer können).

Gestern hat sich zum letzten Mal im TaM der Vorhang gehoben, die Duisburger Marketing Gesellschaft vermarktet das Haus nicht mehr länger. Immer noch ist bei den Verantwortlichen in dieser Stadt die Hoffnung groß, einen Nutzer zu finden, der das Haus für Kulturangebote mietet (oder sogar kauft). Vielleicht ist es ja sogar einer, der uns noch einmal "Les Misérables" auf die Bühne zaubert.

Schön wär's!

(Bericht über die letzte Vorstellung in unserer Montagausgabe)

(RP)
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