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Loveparade-Katastrophe in Duisburg Gedenkstätte soll bis zum Jahrestag fertig sein

Duisburg · Bis zum dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe in Duisburg soll am Unglücksort eine Gedenkstätte entstehen. Darauf haben sich der Grundstückeigentümer und Hinterbliebene geeinigt. Zufrieden sind trotzdem nicht alle Beteiligten.

Das ist Möbelmogul Kurt Krieger
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Das ist Möbelmogul Kurt Krieger

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Dort standen sie nun also: Carsten Tum, Baudezernent der Stadt Duisburg, Edda Metz, Projektleiterin von Krieger-Immobilien und Stellvertretung des Investors Kurt Krieger, Oberbürgermeister Sören Link, Uwe Riske, Landespfarrer für Notfallseelsorge der Rheinischen Kirche, und zwei Vertreter der Hinterbliebenen. "Wir sind sehr froh eine Einigung zu verkünden, es ist ein guter Entwurf, den wir jetzt zusammen mit den Angehörigen entworfen haben", erklärte Metz den versammelten Zuhörern an der Karl-Lehr-Straße — an jener Stelle, an der vor mehr als zwei Jahren 21 Menschen ums Leben kamen.

Seit jener Zeit ist das Unglück präsent. Zunächst wurde ein Schuldiger für die Katastrophe gesucht, bisher ohne Erfolg. Der Prozess dazu wird voraussichtlich in diesem Jahr stattfinden — aufgrund der großen Kläger— und Anklägerschaft womöglich sogar in der Düsseldorfer Messe, die dafür genügend Platz bieten könnte.

Genauso unklar war bisher, wie die Loveparade-Gedenkstätte letztlich aussehen wird. Möbelmogul Krieger hatte das Grundstück des Güterbahnhofsgelände bereits vor 2010 gekauft, der Plan, ein neues Möbelhaus darauf errichten zu lassen, war zu jeder Zeit intakt. Der Investor versprach, eine Gedenkstätte errichten zu lassen. Die Diskussionen um eben jenes Projekt zogen sich aber immer weiter in die Länge, teils eskalierte die Situation — die Verhandlungen schienen gescheitert.

"Wir können das Leid der Hinterbliebenen nachvollziehen"

Nun herrscht aber gute Stimmung: Die Gedenkstätte wird — wie von den Hinterbliebenen gewünscht — ein Meter breiter als geplant ausfallen. Erleichtert zeigten sie sich darüber, dass dadurch keine Stellen überbaut werden, an denen ihre Angehörigen bei der Katastrophe im Gedränge ums Leben kamen. Krieger gibt somit nach — Metz sagt warum: "Wir haben letztlich dieser Option zugestimmt, da wir das Leid der Hinterbliebenen nachvollziehen können".

Passend dazu verkündete die Projektleiterin, dass man die Gedenkstätte bis zum dritten Jahrestag des Unglücks, also dem 24. Juli 2013, fertigstellen wolle. Das neue Möbelhaus rückt derweilen, zumindest offiziell, in den Hintergrund: "Der Bauantrag wurde gestellt, nun hoffen wir das Beste. Aber das steht heute nicht im Fokus", so Metz

Partei in sich gespalten

Die Angehören der Opfer zeigten sich bei der Präsentation erleichtert. "Wir als Hinterbliebene sind absolut zufrieden", erklärt Friedhelm Scharf, der sein Kind bei der Katastrophe verloren hat: "Ich kann verstehen, dass Kurt Krieger teilweise sauer war, er musste viel Kritik wegen der Gedenkstätte einstecken". Scharf, der einer von zwei Elternvertreter vor Ort war, präsentiert damit die Meinung der Hinterbliebenen.

Kritik gab es aber trotzdem. Zwar stimmten 19 von 21 Angehörigen für den veröffentlichten Plan, Vertreter des Vereins "Loveparade Selbsthilfe" hingegen wollen nicht von einer Einigung sprechen, weil viele der Traumatisierten und Verletzten nicht in die Gespräche eingebunden gewesen seien.

Damit stößt der Verein aber widerum auf Kritik. Jörn Teich, selbst Hinterbliebener, dazu: "Richtig ist, dass Krieger alles getan hat, um uns als Opfern entgegen zu kommen. Alle mir bekannten Verletzten und Traumatisierten schließen sich diesbezüglich dem mehrheitlich gefassten Entschluss der Hinterblienen an und akzeptieren den Konsens. Unrealistische Forderungen sind der Sachlage nach nicht nur respektlos gegenüber Krieger, sondern auch und vor allem gegenüber den Hinterbliebenen."

Ob die Kritik der Selbsthilfe überhaupt erhöhrt wird, ist derweilen mehr als fraglich. OB Link resümierte vor Ort schließlich: "Ich finde, dass wir eine gute Lösung gefunden haben. Nun kann eine würdevolle Gedenkstätte entstehen".

(lnw/jco/das)
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