Loveparade-Gedenkfeier Sonnenblumen für die 21 Toten

Duisburg · Duisburg ein Jahr nach der Loveparade-Katastrophe: In einer bewegenden Gedenkfeier haben rund 7000 Menschen am Sonntagnachmittag bei strömenden Regen in der MSV-Arena der 21 Todesopfer gedacht.

Jahrestag: Duisburg trauert um Loveparade-Opfer
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Es waren Minuten, die unter die Haut gingen: Ella Seifer, die zu den hunderten Verletzten des Loveparade-Unglücks gehört, trat auf die Bühne, um von ihren Erlebnissen zu berichten. Dabei brach sie in Tränen aus. Uwe Rieske, Pfarrer der Notfallseelsorge, nahm sie spontan in den Arm, um sie zu trösten. "Ich glaube, das war der Tag, an dem ich verstand, wie schnell das Leben vorbei sein kann", sagte das junge Mädchen dann mit zittriger Stimme. Sie überlebte die Katastrophe nur mit viel Glück und schwer verletzt.

Warten auf ehrliche Geste

Ihre kurze Ansprache war der emotionale Höhepunkt der knapp zweistündigen Gedenkfeier, an der nach Angaben des Organisators, der Düsseldorfer Staatskanzlei, rund 7000 Trauernde teilnahmen. Unter ihnen waren auch etwa 400 Angehörige der Todesopfer der Massenpanik, die getrennt von den anderen auf der Haupttribüne saßen.

Stellvertretend für sie sprach die Italienerin Nadia Zanacchi. die ihre 21-jährige Tochter bei der Katastrophe verlor: "Ihr Lächeln, das Lächeln aller Jugendlicher, ist für immer erloschen", sagte sie. "Ich spreche für meine Tochter, um ihr und den anderen verstorbenen Jugendlichen eine Stimme zu geben. Wir warten auf eine ehrliche Geste von den Verantwortlichen aus Respekt für unsere Kinder. Wir brauchen Gerechtigkeit."

Neben ihr kam unter anderem auch die Duisburger Unternehmerin Gabriela Grillo als "Stimme der Stadt" zu Wort. "Der Tag hat sich in das kollektive Gedächtnis unserer Stadt eingebrannt.", sagte Grillo. "Kein Duisburger wird diesen Augenblick je vergessen. Wir Menschen der Stadt fühlen uns den Angehörigen verbunden. Das wollen und werden wir bewahren."

Wahrheit und Gerechtigkeit

Nach einer Schweigeminute wurden die 21 Namen der Toten verlesen. Rettungssanitäter, die im Tunnel um das Leben der jungen Menschen gekämpft hatten, legten symbolisch für jedes Opfer eine Sonnenblume auf den Rasen des Stadions.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) betete für die Opfer und die Hinterbliebenen: "Diese Katastrophe hat das Leben von so vielen nachhaltig verändert — hier in Duisburg, in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland und weit darüber hinaus." Sie forderte "Wahrheit, Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit" bei der Aufklärung des Unglücks.

Musikalisch untermalt wurde die Feier unter anderem von einem Streichquartett der Duisburger Philharmoniker, einer All Star Band und dem Frontsänger von "Unheilig", der nur mit Klavierbegleitung das Lied "Geboren, um zu leben" sang.

Geleitet wurde die Feier von Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, dem Essener Weihbischof Franz Grave und Uwe Rieske. "Ich hoffe, die Feier trägt zur Versöhnung bei. Die Angehörigen sind nicht allein", so Rieske. Die Angehörigen besuchten anschließend mit Notfallseelsorgern den Unglücksort, um in Ruhe und in Würde der Toten zu gedenken.

Den Verlauf der Gedenkfeier im Detail können Sie hier noch einmal nachlesen.

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