Duisburg Steht der DVV-Chef vor dem Rücktritt?

Duisburg · Dr. Hermann Janning, Vorstandsvorsitzender des Duisburger Versorgungs- und Verkehrskonzerns, weht in diesen Tagen im eigenen Hause ein eiskalter Wind entgegen.

Die Arbeitnehmervertreter greifen ihn an, und — so ist zu hören — sie bekommen dabei jetzt sogar Unterstützung aus Jannings Kollegenkreisen. Es ist nicht auszuschließen, dass Janning heute seinen Rücktritt erklärt. Arbeitnehmervertreter, Aufsichtsrat und Konzernspitze wollen heute eine Erklärung abgeben, bislang äußerten sie sich öffentlich nicht.

Als offizieller Grund wird genannt, dass Janning die Mitschuld daran trage, dass der Konzern in diesem Jahr seine Gewinnerwartung um bis zu 30 Millionen Euro zurückschrauben muss. Auch das mit anderen Revier-Stadtwerken abgewickelte Steag-Geschäft wird ihm vorgehalten, weil es für den DVV-Konzern zu einem Klotz am Bein zu werden droht. In einem Brief haben sich die Arbeitnehmervertreter offenbar an OB Link gewandt, der sie in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns unterstützen soll.

Doch all dies ist offenbar nur vorgeschoben. Den Stadtwerkern und DVG'lern "stinkt" es, dass Janning auf zu vielen anderen Hochzeiten tanzt. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Kommunaler Versorger und nimmt in dieser Funktion offenbar viele Termine wahr. Zudem muss er für das Steag-Geschäft seinen Chefsessel recht häufig verlassen. Daraus mündet inzwischen der Vorwurf, er kümmere sich um den eigenen Konzern viel zu wenig und gebe wichtige Informationen nicht weiter.

Der Konzern steht zurzeit vor riesigen Herausforderungen. Durch ein Restrukturierungsprogramm soll die Wirtschaftlichkeit verbessert werden. Das bedeutet zwar unmittelbar keine Entlassungen. Aber die Trennung und der Neuzuschnitt von Aufgabenfeldern werden an der Belegschaft nicht spurlos vorübergehen. Auf dem Energiemarkt haben es die kommunalen Konzerne durch die Bank derzeit schwer, sich gegen die großen Privatunternehmen zu behaupten. Und wie andere Stadtwerke, so müssen auch die Duisburger befürchten, zu den Verlierern der Energiewende der Bundesregierung zu gehören. Die Verkehrsbetriebe machen gleichfalls wenig Freude. Ihre Verluste wurden bislang durch die Gewinne der Stadtwerke ausgeglichen, doch das wird immer schwieriger. Und zu allem Überfluss hat die Stadt in ihrem Haushaltskonsolidierungsplan höhere Zahlungen des DVV-Konzerns fest eingeplant, was wegen der sinkenden Gewinne gleichfalls zu scheitern droht.

Hermann Janning ist 63 Jahre alt und Jurist. "Headhunter" hatten ihn vor sechs Jahren für den Chefsessel empfohlen. Damals war der Christdemokrat noch Vorstandschef bei den Wuppertaler Stadtwerken. Zuvor hatte er als Manager bei der Deutschen Bahn und als Oberkreisdirektor in Soest gearbeitet. Erst im Frühjahr wurde er für vier weitere Jahre im Amt bestätigt, damals noch mit den Stimmen der Arbeitnehmervertreter im DVV-Aufsichtsrat.

(RP/rl)
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