Duisburg Tröstliches Ballett nach Brahms bejubelt

Duisburg · Das war eine deutliche Demonstration dafür, dass das Ballett am Rhein Düsseldorf/Duisburg auch in unserer Stadt erfolgreich, willkommen und erwünscht ist. Im ganz gefüllten Duisburger Theater wurde der Ballettabend "b.09" bejubelt, der zuvor auch schon in der Nachbarstadt ein Renner war.

 Maksat Sydykov, Alexandre Simões, Andriy Boyetskyy, Boris Statsenko und der Chor der Deutschen Oper am Rhein.

Maksat Sydykov, Alexandre Simões, Andriy Boyetskyy, Boris Statsenko und der Chor der Deutschen Oper am Rhein.

Foto: Gert Weigelt/DOR

Dahinter verbirgt sich "Ein deutsches Requiem" op. 45, mit dem sich Johannes Brahms über die Grenzen von Religionen, Konfessionen und Nationen hinweg erheben wollte, in dessen Titel er — wie er selbst bekannte — "recht gern auch das ,deutsch' fortließe und einfach den ,Menschen' setzte". Es ist ein Requiem für die Lebenden, nicht für die Toten, Trost statt Erlösung, ohne Jesus und nur mit einem kurzen Hinweis auf ein Jüngstes Gericht, das keine Verdammnis bedeutet, sondern den endgültigen Sieg über den Tod.

Ballettdirektor Martin Schläpfer hat das "vertanzt" als ein Stück über die Würde des Menschen angesichts seiner Sterblichkeit, über Vergeblichkeit auch und Zweifel, aber immer im Einklang mit Brahms' tröstlicher, menschlicher Wärme. Mehr als sonst bei diesem Choreographen üblich wird hier die Musik unmittelbar in Bewegung umgesetzt, als "Tanz" im engeren Sinne. Das ist oft bildhaft, etwa wenn die Textstelle "Leid tragen" zu Hebefiguren wird oder "Freude" zu Sprüngen. Das könnte plakativ und platt sein, hätte es nicht eine atemberaubende spirituelle Tiefe. Dazu genügen oft ganz kleine Ideen, etwa wenn der verspiegelte Boden es den Menschen ermöglicht, wie mit Antennen in das hineinzuspüren, was unter ihm ist.

Für Theaterpreis nominiert

Auch die musikalische Seite des Abends wirkt sehr gut. Sylvia Hamvasi (Sopran), Laimonas Pautienius (Bass-Bariton), der Chor der Deutschen Oper am Rhein und nicht zuletzt die Duisburger Philharmoniker geben ihr Bestes. Rheinopern-GMD Axel Kober gelingt nicht nur die schwierige Koordination der Sänger (in einem Kasten hinten über der Bühne) mit dem Orchester im Graben, sondern auch ein ebenso prägnantes wie beseeltes Musizieren.

Die Produktion ist für den Deutschen Theaterpreis "Der Faust" nominiert, der im November in Erfurt vergeben wird. Die Duisburger Generalprobe und Premiere hat das ZDF für 3sat aufgezeichnet.

Die nächsten Vorstellungen sind am 21. und 29. September sowie 5. und 23. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr, und am 1. November um 18.30 Uhr. Karten gibt es im Opernshop an der Düsseldorfer Straße 5-7, Tel. 0203 9407777.

(hod)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort