Kleve Klever Schweineohren für China

Kleve · Wie sich der Weltmarkt auf das Kleverland auswirkt, bekommen derzeit Hundehalter und Tierfutterhandlungen zu spüren. Schweineohren werden knapp, teuer und sind oft ausverkauft – weil sie für Chinesen eine Delikatesse sind.

 Der Preis für zehn abgepackte Schweineohren – 6,49 Euro.

Der Preis für zehn abgepackte Schweineohren – 6,49 Euro.

Foto: K. Stade

Wie sich der Weltmarkt auf das Kleverland auswirkt, bekommen derzeit Hundehalter und Tierfutterhandlungen zu spüren. Schweineohren werden knapp, teuer und sind oft ausverkauft — weil sie für Chinesen eine Delikatesse sind.

 Hinweis auf Lieferengpass – Behälter für unverpackte Schweineohren sind leer.

Hinweis auf Lieferengpass – Behälter für unverpackte Schweineohren sind leer.

Foto: Stade, Klaus-Dieter

Für (fast) jeden Hund sind getrocknete Schweineohren ein Leckerbissen. Entsprechend gerne setzen die Halter die knorpelreichen Körperteile der Borstenviecher als schmackhafte Belohnung für ihr Tier ein. Doch derzeit fällt es im Kleverland schwer, für Schweineohren-Nachschub zu sorgen. Und wenn es die Leckerchen gibt, dann sind sie schweinisch teuer.

"Einer unserer zwei Lieferanten kann derzeit nicht liefern", berichtet Michael Aushorn, Verkaufsleiter bei Bremer in Hasselt an der B 57, wo neben Gartenbedarf Futtermittel verkauft werden. Der andere Lieferant hat die Preise drastisch erhöht. "Und die werden wohl noch brutaler", meint der Bremer-Mitarbeiter. Den enormen Preisanstieg bestätigt Dirk Räder, Geschäftsführer der Dima-Fleisch GmbH in Südlohn. Das Unternehmen hat sich auf Kopfzerlegung von Schlachtvieh spezialisiert. Laut Dirk Räder kostet ein Kilo Schweineohren derzeit drei bis 3,50 Euro. Für halbe Schweine müssen hingegen pro Kilo nur 1,80 Euro gezahlt werden.

Ursache für Preisanstieg und knappes Angebot ist die stark gestiegene Nachfrage aus China. Dort mögen sicher auch Hunde Schweineohren, noch besser schmecken sie aber den Menschen dort. Schweineohren gelten in der chinesischen Küche als Delikatesse.

Warum die Chinesen so plötzlich so viele Schweineohren in Deutschland aufkaufen, ist Experten unklar. Fakt bleibt laut Michael Aushorn: "Die kaufen den Markt leer." Steigende Exporte nach Fernost meldet auch die Schlachterei Manten in Geldern. Zehn bis 15 Prozent gehen von dort nach Fernost. Ein Sprecher von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, der zu einem der größten Schlachtbetriebe in Deutschland zählt, gibt an: 25 Prozent der Produktion gehen nach Asien, vor allem nach China. Das Unternehmen hat auf seiner Homepage längst eine Version in Chinesisch.

Josef Peters, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve, sieht die Nachfrage nach Schweineohren gelassen. Sie sei logische Folge globaler Marktwirtschaft. Seiner Meinung nach kann China nur 20 Prozent seines Bedarfs selbst produzieren. Deshalb müsse das bevölkerungsreichste Land importieren, und dies habe Folgen für die Preisentwicklung hierzulande. "Das ist auch bei Milch, Getreide, Stahl, Autos und vielem mehr so", sagt Josef Peters. Schweinemästern, die ansonsten unter der Preisentwicklung für ihr Produkt eher leiden würden, käme der Schweineohren-Boom zugute. Allerdings ist es laut Josef Peters wichtig, dass deutsche Bauern unter gleichen Bedingungen produzieren dürften wie dies in anderen Ländern geschehe. "Sonst fliegen wir aus dem Weltmarkt ganz schnell raus."

"Raus" aus dem Schweineohr-Geschäft könnte auch bald Bremer in Hasselt sein. "Wir geben jetzt schon die Preissteigerungen nicht 1:1 an die Kunden weiter", sagt Verkaufsleiter Miachel Aushorn. "Aber wenn die Preise noch mehr anziehen, ist irgendwann Schluss. Dann müssen wir Schweineohren aus dem Programm nehmen."

Josef Peters sieht auch das gelassen. "Tierfutter ist oft genauso teuer wie Nahrungsmittel", sagt er und hat sogar ein gewisses Verständnis für die geschmacklichen Vorlieben der Chinesen. In Erinnerungen an frühere Zeiten berichtet der Landwirt: "Wenn's eine gute Erbsensuppe gab, dann war da ein Schweineschwänzchen drin. Die aber bekommt man die kaum noch, weil die meisten Schweine kupiert werden, da sie sich sonst ihre Schwänzchen abfressen."

(RP)
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