Moers Ein jubelndes Halleluja

Moers · Welch ein wunderbares Konzert! Mit dem "Neuen Rheinischen Kammerorchester" bot der Moerser Kammerchor zwei romantische Konzertstücke in der evangelischen Johanniskirche, unter anderem eine Erstaufführung.

 Der Moerser Kammerchor hat schon viele hervorragende Konzerte gegeben. In der evangelischen Johanniskirche bewiesen die Sänger jedoch, dass sie ihre Qualität noch weiter steigern können.

Der Moerser Kammerchor hat schon viele hervorragende Konzerte gegeben. In der evangelischen Johanniskirche bewiesen die Sänger jedoch, dass sie ihre Qualität noch weiter steigern können.

Foto: Klaus Dieker

Mehr als 60 Jahre gibt es den Moerser Kammerchor jetzt schon, und in dieser Zeit hat er viele hervorragende Konzerte gegeben. Doch es geht noch besser, wie die 120 Sängerinnen und Sänger mit ihrem Leiter Klaus-Peter Pfeifer in der nahezu voll besetzten evangelischen Johanneskirche in Meerbeck bewiesen.

Zusammen mit dem Neuen Rheinischen Kammerorchester und den vier Gesangssolisten Anneli Pfeffer (Sopran), Andrea Keden (Alt), Johannes Klüser (Tenor) und Joachim Hermann (Bariton) boten sie den Zuhörern in ihrem traditionellen Herbstkonzert diesmal zwei romantische Konzertstücke — das 1868 von Johannes Brahms vertonte Hölderlin-Gedicht "Hyperions Schicksalslied" und das 42 Jahre zuvor in der lutherischen Kirche in Kassel erstmals aufgeführte Oratorium "Die letzten Dinge" des in seiner Zeit damals ungemein populären Geigers und Komponisten Louis Spohr.

Hoffnung auf göttliche Erlösung

Obwohl die Brahm'sche Komposition im Verhältnis zu der von Spohr deutlich kürzer ist, verbindet die Werke außer ihrem romantischen Ursprung noch einiges mehr, zum Beispiel die gekonnte Kombination von Chor- und Orchestermusik, aber auch ihre inhaltliche Intention, bei der sich Brahms und Spohr gleichermaßen intensiv mit der Frage nach der menschlichen Existenz und dem Leben nach dem Tod beschäftigt haben.

Brahms hatte das Hölderlin-Gedicht, das in der ersten Strophe die göttliche Glückseligkeit im Jenseits und in der zweiten die Hoffnungslosigkeit des irdischen Daseins beschreibt, während eines Besuches bei Freunden gefunden und war davon so fasziniert, dass er noch am gleichen Tag mit der Vertonung begann.

Dabei verdeutlichte er die Gegensätzlichkeit der beiden Welten musikalisch durch einen hörbaren Tempo- und Harmoniewechsel und fügte dem Ganzen zum Schluss noch einen dritten, rein instrumentalen Teil an. In Spohrs Oratorium "Die letzten Dinge" lieferte die Offenbarung des Johannes über die Erwartungen des Jüngsten Gerichtes die textliche Grundlage.

Auch in diesem Musikwerk wurden die Choreinsätze durch rein instrumentale Passagen, diesmal aber auch noch durch einzelne und gemeinsame, stimmliche Soli ergänzt. Alle Teile wechselten dabei sowohl textlich als auch musikalisch auf eine beeindruckend intensive Weise immer wieder zwischen dem Schrecken der endgültigen Vernichtung und der bedingungslosen Hoffnung auf göttliche Erlösung, um am Ende mit einem laut jubelnden "Halleluja" die Kraft und Herrlichkeit Gottes zu preisen.

(lang)
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