Wesel Küsschen für Sieger Meesters

Wesel · Die beiden Norberts (Meesters, SPD, und Neß, CDU) begannen den Wahlsonntag jeweils mit einem Kirchgang. Abends leckte Neß seine Wunden beim CDU-Treff in der Niederrheinhalle. Traurig die "Wahlparty" im Ratssaal.

So sahen die Kandidaten die Wahl
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Ein ganz normaler Sonntag — das war das Beruhigungsmittel der Spitzenkandidaten gestern. Norbert Meesters (SPD) frühstückte erst ordentlich, dann ging er in die Kirche, um anschließend die Rheinseite zu wechseln und in Xanten Entspannung zu suchen. "Ich mag die Stadt einfach", sagte er.

Den spannenden Moment der ersten Hochrechnung erlebte er mit der Familie zu Hause vor dem Fernseher. Dann folgte der ständige Einsatz am PC, um die Ergebnisse des Weseler Wahlkreises zu verfolgen. Erst um 19 Uhr wechselte er zur Wahlpräsentation ins Weseler Rathaus.

Norbert Neß (CDU) war erst in der St. Maria Himmelfahrt-Kirche im Gottesdienst, dann baute er mit seinem Sohn Leonard (4) einen Duplo-Flughafen fertig. Familiär verlebte er den Muttertag, bekam Besuch von seinen Geschwistern und den Eltern. "In Jeans statt Bundfaltenhose", sagte er zum relaxten Familientreffen.

Um 18 Uhr war er dann pünktlich in der Niederrheinhalle zum CDU-Treffen, wo für die Christdemokraten Demut angesagt war. Die ersten Hochrechnungen, per Beamer auf eine Großleinwand übertragen, verschlugen allen die Sprache. Der Schuldige an dem Desaster war schnell gefunden: Norbert Röttgen. "Er hat sich nicht zu NRW bekannt. Man hätte ihn zum Teufel schicken sollen", fand Wesels Fraktionsvize Franz Bothen deutliche Worte, nippte an seinem Wasser.

Neß, der zunächst in seinem Heimatort Hamminkeln gegen den Landestrend bei über 50 Prozent der Erststimmen lag, später bei 45 Prozent landete, gab sich diplomatischer. "Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen." Klar sei die Enttäuschung groß. Aber: "Das Leben geht weiter. Morgen parke ich wieder am Landtag, gehe meiner Arbeit im Wirtschaftsministerium nach."

Er und viele Christdemokraten leckten im Parkettsaal der Niederrheinhalle bei einem kalten Buffet noch lange ihre Wunden — fernab von der sogenannten Wahlparty im Rathaus. Die war alles andere als ein Ersatz für die gelungene frühere, jetzt abgesagte Präsentation im Kreishaus.

Nur ein paar Bürger verloren sich im Saal, um 19 Uhr kamen dann die Parteileute, die als Stimmenzähler fungiert hatten. Sie jubelten — ohne CDU und auch ohne Linke — und interpretierten ihre jeweiligen Siege. Stimmung und Gastlichkeit aber sieht anders aus. Ein paar Kästen Wasser und Cola auf einem Tisch, jeder durfte mal was trinken.

Keine Moderation, an die Wand gebeamte Wahlgrafiken wurden nicht erläutert. Hier blieb sich jeder selbst überlassen. So wenig Veranstaltungsmanagement, wo's weit und breit keine Wahlparty gab, ist eigentlich nicht vorstellbar. Dem Kreis kann man nur raten, seinen Saal wieder herzugeben bei der nächsten Wahl. Die können's nämlich.

(RP/url)
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