Stadt Kempen Die Wahrheit ans Licht

Stadt Kempen · Eine Ausstellung im Kempener Rathaus beschäftigt sich mit der Progromnacht und der Judenverfolgung. Auch hiesige SS-Männer waren beteiligt. Viel Juden wurden deportiert.

In umfangreicher Forschungsarbeit in verschiedensten Archiven hat Dr. Hans Kaiser jetzt eine Ausstellung zur Reichspogromnacht zusammengestellt, die jetzt Kempener Rathausfoyer zu sehen ist. Auf 16 großen Tafeln beschäftigt sie sich vor allem mit dem Verlauf und den Folgen der Reichspogromnacht in Kempen. Weitere Schautafeln stammen aus dem umfangreichen Material zum Thema, das Brigitte Nienhaus zur Verfügung stellte. „Ich möchte, dass man aufhört, die Wahrheit unter den Teppich zu kehren“, meint Kaiser.

Denn entgegen der landläufigen Meinung, die Ausschreitungen in Kempen wären von auswärtigen SS-Leuten begangen worden, kann er aufgrund der gefundenen Gerichtsprotokolle aus dem Jahr 1948 nachweisen, dass durchaus auch Kempener beteiligt waren. Ebenso hat Kaiser zum Beispiel Belege für die „Denunziation aus Pflichtbewusstsein“ des Viehhändlers und Metzgermeister Max Mendel aus St. Hubert. Die jüdischen Mitbürger mussten sich am damaligen Hohenzollernbad an der Burgstraße versammeln und wurden von dort am 11. Dezember 1941 nach Riga deportiert.

Eine weitere Deportation fand am 25. Juli 1942 statt. Zuvor wurden sie in den so genannten „Judenhäusern“ in der Alten Schulstraße, der Heilig-Geist-Straße, in der Engerstraße und der Umstraße eingepfercht. Nur ein Kempener Jude, der im letzten Jahr verstorbene Kurt Mendel, überlebte das Lager und kehrte mit seiner Frau, die er während der Deportation kennen lernte, nach St. Hubert zurück.

Kaiser möchte mit seiner Ausstellung nicht nur Geschichte dokumentieren, sondern auch auf die „Empfänglichkeit für Vorurteile“ aufmerksam machen, zeigen „Wie leicht man reagiert“ und so in den Sog auch von Gewalttaten oder wegschauendem Schweigen hinein gerät. „Kempen unterm Hakenkreuz ist mir zur Aufgabe geworden“, sagt Kaiser.

Dafür hat er in diesem Jahr sogar die kompletten Sommerferien investiert, um das umfangreiche Material zu sammeln. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Rathauses noch bis zum 5. Dezember zu sehen.

(RP)
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