Mönchengladbach Vorwürfe nach Suizid in JVA

Mönchengladbach · Nach dem Suizidversuch eines 23-Jährigen im Gladbacher Gefängnis erhebt der Vater Vorwürfe. Sein Sohn hätte seelischen Beistand gebraucht. Außerdem sei sein Körper mit Hämatomen übersät gewesen. Die Polizei ermittelt.

 Mit dem Rettungswagen wurde der Mann von der Justizvollzugsanstalt in ein Krankenhaus gebracht.

Mit dem Rettungswagen wurde der Mann von der Justizvollzugsanstalt in ein Krankenhaus gebracht.

Foto: theo titz

Nur Maschinen erhalten den 23-Jährigen noch am Leben. Die Ärzte haben ihn für hirntot erklärt. Am vergangenen Sonntag soll Enrique De-Teba sich in seiner Zelle im Mönchengladbacher Gefängnis erhängt haben (die RP berichtete). Als er gefunden wurde, lebte er noch. Doch die Ärzte im Krankenhaus mussten die Hoffnung schnell aufgeben.

Der zweite Suizid in vier Wochen

Für die Eltern des 23-Jährigen bleibt nur noch eins: "Wir wollen Gerechtigkeit für unseren Sohn", sagt der Vater. Er erhebt Vorwürfe. Sein Sohn sei im selben Trakt untergebracht gewesen, in dem sich bereits am 9. Mai ein 30-jähriger Mann erhängte. "Mein Sohn hat den Toten gesehen. Danach war er seelisch angeschlagen. Er hätte Hilfe gebraucht", sagt der Vater. Doch die Bitte um ein Gespräch in der Justizvollzugsanstalt sei unerhört geblieben.

Und die Eltern berichten von weiteren Missständen. Ihr Sohn, der seit vier Monaten unter anderem wegen Fahrens ohne Führerschein in Untersuchungshaft saß, habe davon berichtet, wie er belästigt wurde. Von wem und wie, das hätten sie nie genau erfahren, weil Briefe aus dem Gefängnis oft am Ende abgerissen waren. Außerdem habe sein Sohn am ganzen Körper Hämatome, sagt sein Vater. Als er das gesehen habe, seien in ihm Zweifel aufgekommen: Wollte der Sohn sich wirklich das Leben nehmen? Für die Eltern spricht einiges dagegen. Sie berichten, dass ihr Sohn in Kürze in die Justizvollzugsanstalt Willich verlegt werden sollte, wo er an den Wochenenden nach Hause gedurft hätte. Seiner Mutter habe er kurz zuvor einen Brief geschickt mit dem Satz: "Mama, kannst du mir neue Sachen schicken?"

Familie De-Teba will, dass der Fall aufgeklärt wird. Polizei und Staatsanwaltschaft haben Ermittlungen aufgenommen. "Die Eltern haben alles Recht der Welt darauf zu erfahren, was passiert ist", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Dies sei ein tragischer Vorfall, doch so etwas geschehe leider immer wieder einmal. Auch bei der Staatsanwaltschaft nimmt man die Vorwürfe ernst. "Wir haben die Polizei gebeten, die Familie anzuhören, um zu sehen, ob es Ansätze für Ermittlungen gibt", so Staatsanwalt Stefan Lingens. Eine Obduktion sei in jedem Fall angeordnet worden.

Bereits am 9. Mai dieses Jahres hatte sich ein 30-Jähriger im Mönchengladbacher Gefängnis erhängt. Auch hier gab es eine Obduktion, jedoch in dem Fall kein Hinweis auf Fremdverschulden.

(RP)
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