Kreis Viersen Ein neues Kapitel Vauth

Kreis Viersen · Lothar Vauth, früherer Rechtsanwalt und SPD-Spitzenpolitiker im Kreis Viersen, steht weiteres Ungemach ins Haus. Er soll in der SPD-Spenden-Affäre eine wesentliche Rolle spielen.

Fall 1: Ralf Jäger, NRW-Innenminister und Duisburger Unterbezirksvorsitzender, soll Lothar Vauth lukrative Aufträge städtischer Gesellschaften zugeschanzt haben. Zumindest in einem Fall, bei einem Auftrag für ein Gutachten für die Gesellschaft für Beschäftigung (GfB), soll es eine Art Gegenleistung gegeben haben: Vauth soll der GfB 17 374 Euro für das Gutachten in Rechnung gestellt haben und später 6000 Euro an den Unterbezirk gespendet haben. Bei den Duisburger Wirtschaftsbetrieben kassierte Vauth angeblich für drei Gutachten Beträge von 7500, 3750 und 16 270 Euro. Ein Verfahren gegen Vauth wegen verdeckter Parteispendenfinanzierung war von der Krefelder Staatsanwaltschaft eingestellt worden.

Gutachten für Schwimmbad

Fall 2: Lothar Vauth soll im März 2008 an den SPD-Unterbezirk Wesel eine Spende von 1000 Euro überwiesen haben. "Verwendungszweck": der Moeser Bürgermeister Norbert Ballhaus. Bereits im April erhält Vauth von der Stadt Moers den Auftrag für ein Rechtsgutachten, das die Pläne für den Königlichen Hof in Moers betrifft, später bestellt die Stadt Moers ein zweites Rechtsgutachten zum Schwimmbad im Sportzentrum Rheinkamp. Die Stadt will von dem Spezialisten für Familien- und Erbrecht geklärt wissen, ob das Bad wegen mangelhaftem Brandschutz geschlossen werden kann.

Der tiefe Fall des ehemaligen SPD-Spitzenpolitikers und Mitgesellschafters der Krefelder Sozietät Dr. Stöber, Oehring Partner begann quasi Aschermittwoch 2009. In der Karnevalssession ließ er sich mit seiner Frau Jessica als Prinzenpaar feiern. Und er kandidierte 2009 für das Amt des Landrates für den Kreis Viersen. Dann wird Vauth Veruntreuung von Mandantengeld vorgeworfen. In einem Fall wurde er bereits verurteilt, 50 000 Euro an einen Tönisvorster Bauunternehmer zurückzuzahlen (die RP berichtete). In einem andren Fall geht es um die Vermögensverwaltung von 2,5 Millionen Euro für ein altes Ehepaar Dabei "verschwanden" laut Anklageschrift 700 000 Euro. Der Prozess vor der 2. Zivilkammer des Krefelder Landgerichts ruht derzeit. Es gebe keinen Verhandlungstermin, sagt Rechtsanwalt Christian Lentföhr, der Vauth in der zivilrechtlichen Angelegenheit vertritt.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe legte Lothar Vauth alle politischen Ämter und auch den DRK-Vorsitz nieder, die Partner der Sozietät in Krefeld trennten sich von ihm, das Krefelder Amtsgericht belegte ihn mit einem vorläufigen Berufsverbot. Vauth ließ sich in eine psychiatrische Klinik einweisen. Bis heute soll er sich in Behandlung befinden. "Er ist krank", sagte ein füherer politischer Weggefährte von Vauth.

Der 44-Jährige ist nach wie vor SPD-Mitglied. Es gebe auch keinen Anlass für ein Parteiordnungsverfahren, bei dem Strafen bis hin zum Parteiausschluss verhängt werden können, erläutert SPD-Kreisvorsitzender Udo Schiefner. Bislang werde nur ermittelt. Außerdem übe der Tönisvorster keinerlei Funktionen mehr aus, habe keinen Einfluss, sei ein normales Parteimitglied. Schiefner: "Das politische Kapitel Vauth ist beendet."

(RP)
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