Siegen Asyl: Neue Vorwürfe gegen Security

Siegen · Ein Flüchtling behauptet, wegen einer Flasche getreten worden zu sein.

Im Skandal um Misshandlungen von Flüchtlingen in einer Notunterkunft in Nordrhein-Westfalen prüft die Staatsanwaltschaft Siegen weitere Vorwürfe gegen Sicherheitskräfte. Die Vorwürfe gegen Wachleute in den Unterkünften in Burbach und Bad Berleburg hätten sich im Verlauf der Ermittlungen ergeben, wie Oberstaatsanwalt Johannes Daheim gestern sagte. Es handele sich dabei aber um Tatvorwürfe, die bei weitem nicht das Ausmaß hätten wie die von Wachleuten mit Video und Fotos dokumentieren Übergriffe, die die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatten. Einzelheiten wollte er nicht mitteilen.

Unterdessen hat sich ein Opfer der Sicherheitskräfte in einem Interview des "Stern" zu den Misshandlungen geäußert. Ein von den Sicherheitsleuten aufgenommenes Bild, auf dem der 28-Jährige gefesselt am Boden liegt und ein Wachmann mit einem Fuß in seinem Nacken posiert, hatte weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt.

Der 28-Jährige sagte dem Nachrichtenmagazin, dass er von den Wachleuten wegen einer außen von einer Fensterbank gefallenen Getränkeflasche aus seinem Zimmer gezerrt und getreten worden sei. Dann sei er mit Handschellen gefesselt in den als "Problemzimmer" bezeichneten Raum gebracht und dort misshandelt worden. Das Opfer nannte den vergitterten Raum "den Knast". Der Mann berichtete weiterhin, dass er vergeblich versucht habe, seine Misshandlung bei der Heimleitung anzuzeigen.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat zu einem "Flüchtlingsgipfel" eingeladen, der am 20. Oktober in Essen stattfindet. Dort werden Vertreter von Flüchtlingsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Kommunen und Politik über die Unterbringung von Flüchtlingen in NRW beraten.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geht davon aus, dass im restlichen Jahresverlauf mehr Menschen als erwartet in Deutschland Schutz suchen werden. "Es könnten in einigen Monaten bis zu 25.000 werden", sagte eine Sprecherin. Bislang hatte das Bundesamt mit monatlich rund 16.500 Asylanträgen gerechnet. Dennoch behält die Behörde die Gesamtzahl von 200.000 gestellten Asylanträgen für das Jahr 2014 bei.

(RP/dpa)
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