Kurztrips Der Big Boss der Hafens

Sein Hausboot in Hamburg liebt Gunter Gabriel wie seine Stiefel. Und diese Liebe zum Leben auf dem Wasser teilen immer mehr. Ob als Wochenenddomizil oder Luxusvilla: Angesagt ist alles, was schwimmt.

 In Roermond treffen Rur und Maas aufeinander.

In Roermond treffen Rur und Maas aufeinander.

Foto: VVVMidden Limburg

Schon morgens geht's auf dem Hausboot von Gunter Gabriel zur Sache. Seine Freunde sind mal wieder gekommen. Enten, Möwen und Kormorane wissen, wann der Big Boss der deutschen Country-Szene aufsteht, und fordern mit großem Geschrei und Geschnatter einen Anteil seines Frühstücks.

"Ein Brötchen habe ich immer für sie", lacht Gabriel. "Ich liebe das freie Leben auf dem Wasser wie meine Stiefel und würde nie wieder in ein Haus oder eine Wohnung ziehen. Ich bin ein Außenseiter der Gesellschaft, doch auf meinem Boot bin ich mittendrin im Geschehen."

"Lisa Maria Magdeburg" heißt das Schiff, das Gabriel Mitte der 90er für 80.000 Mark kaufte und das zurzeit in Hamburg-Harburg in einer Werft liegt. Von 140 auf 400 Quadratmeter hat der Sänger den pink gestrichenen Kahn ausbauen lassen. Oben hat er sein Büro und im Heck eine indische Suite. Red Saloon heißt die mit extra breitem Bett.

Dort wecken ihn morgens seine gefiederten Freunde oder die Geräusche der nahen Werft. Hämmern, Schweißen, Bohren. "Toller Sound, einfach geil und so romantisch", schwärmt der Hafen-Cowboy. "Ich habe Bock auf Abenteuer, mehr brauch' ich nicht", ist er sich sicher. Und das nimmt man dem 73-Jährigen auch ab, der vom Millionär zum Tellerwäscher wurde und jetzt auf gutem Weg ist, an alte Erfolge anzuknüpfen.

Fürs "Dschungelcamp" (aktuell auf RTL) jedenfalls hat er zugesagt. "Die wollen mich unbedingt, wegen meiner schrägen Sprüche." 1942 im westfälischen Bünde geboren, wurde Gabriel bei seinen Fans zum deutschen Johnny Cash. Einer seiner Hits war 1990 "Hey Boss — ich brauch mehr Geld". Und das Geld kam, aber auch der Absturz.

 Hafen-Cowboy Gunter Gabriel liebt das Leben auf dem Wasser.

Hafen-Cowboy Gunter Gabriel liebt das Leben auf dem Wasser.

Foto: dpa

"Zehn Millionen Eier habe ich verloren", sagt Gabriel, der eine zeitlang im Wohnwagen kampierte. Das Boot war ein logischer Schritt. "Die Idee kam mir schon 1983 in Sausalito bei San Francisco. Ich besuchte Shel Silberstein, der mit "A Boy Named Sue" den größten Hit für Cash geschrieben hat. Shel wohnte damals im Hausboot. Das hat mich beeindruckt."

Die Hausbootkolonie in der San Francisco Bay gibt es übrigens immer noch, und sie ist zur Touristenattraktion geworden. Wie auch die rund 2500 Hausboote in Amsterdam. In Deutschland dagegen sind stationäre Hausboote noch eine Seltenheit. Allerdings gibt es erste Standorte vor Boltenhagen und Laboe an der Ostsee, in Schleswig auf der Schlei, in Xanten und in Berlin auf der Havel und dem Müggelsee.

Doch das freie Leben auf dem Wasser bleibt hierzulande für viele ein Traum, denn Liegeplätze sind Mangelware. Insgesamt rund 100 stationär verankerte Wohnhäuser gibt es in Deutschland, viele davon im Osten der Republik. "Festliegende Hausboote sind genehmigungspflichtig und bis zu 50 Stellen sind zu kontaktieren, bis die Baugenehmigung vorliegt", sagt Ulf Sybel von Floating House in Berlin.

Zurzeit realisiert Deutschlands Hausboot-Pionier am Goitzschesee bei Leipzig 19 Wasserhäuser. Rund 500.000 Euro kostet der Traum. Dafür gibt es 100 Quadratmeter schwimmende Wohnfläche mit allem Komfort, Autostellplatz am Ufer sowie die Anschlüsse für Energiever und -entsorgung.

Wer es eine Nummer kleiner will, kann sich von verschiedenen Herstellern mobile Hausboote bauen lassen. Diese können beispielsweise als Wochenendhäuschen genutzt werden und kosten bei 40 Quadratmetern Wohnfläche knapp 200.000 Euro. Müll-, Strom- und Wasserversorgung wird über die Marina geregelt, wo der Hausbootbesitzer vor Anker geht.

Preiswert ist das nicht und "Hausboote werden nie zum Massenmarkt", sagt Ulf Sybel. Gunter Gabriel wird das egal sein. Denn auf dem Wasser hat er Wichtigeres gefunden: seine Freiheit

Auf dem Hausboot zur Probe wohnen
Anders als Hausboote sind schwimmende Häuser ortsfest auf einem Ponton gebaut. In der Regel sind sie größer als mobile Hausboote, die ab 30 Quadratmeter und mit Terrasse angeboten werden. Standortwechsel sind möglich, da solche Boote wie eine normale Yacht motorisiert sind. Schnupperurlaube in Hausbooten und schwimmenden Häusern, z. B. auf der "Nordsee" in Xanten ab 259 Euro für zwei Nächte, floatinghouse. de. Wer selbst schippern will, sollte sich das führerscheinfreie Angebot von Kuhnle ansehen. www.kuhnle-tours.de

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