Historischer Tiefstand Essener Baldeneysee könnte undicht sein

Essen · Dem Essener Baldeneysee wurde der Stöpsel gezogen. Der Wasserpegel im größten Ruhrstausee wird innerhalb von knapp vier Tagen um fast ein Drittel gesenkt. Der Grund: Am Seeufer gibt es möglicherweise ein Leck.

Das ist der Baldeneysee in Essen
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Foto: dpa, cas hpl

"Es deutet daraufhin, dass es irgendwo eine undichte Stelle gibt, weil wir in den Poldergebieten schwankende Grundwasserstände haben und nicht wissen warum", sagte Britta Balt, Sprecherin des Ruhrverbandes. Darum werden noch bis Donnerstag zwei Millionen Kubikmeter Wasser abgelassen. "Jede Stunde ein Zentimeter weniger Wasser", sagte Balt.

Das abgeleitete Wasser fließt in die Ruhr. Etwa 10 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömt mehr aus dem Baldeneysee hinaus, als von der Ruhr hinein. Sorge, die Ruhr könne dadurch zu stark ansteigen, haben die Verantwortlichen nicht. "Wir haben die Erfahrung und werden kein Hochwasser auslösen", sagte Balt. Für die Fische bestehe auch keine Gefahr. Sie ziehen sich mit dem ablaufenden Wasser zurück.

Erst wenn der Pegel den niedrigsten Stand seit Ende des Zweiten Weltkriegs erreicht hat, kann von der Seeseite aus die Ursache für die ungewöhnlichen Grundwasserstände herausgefunden werden. Besonders betroffen sind die Poldergebiete am Schloss Baldeney. Diese Gebiete wurden bei der Anlegung des Sees 1929 zur Hochwasser-Rückhaltung ausgewiesen, weil der mittelalterliche Adelssitz unterhalb des Wasserspiegels liegt.

Vom See trennt das Schloss Baldeney ein rund 250 Meter langer und über 80 Jahre alter Deich - und genau der könnte undicht sein. Aber auch frühere Bergwerkschächte könnten den Grundwasserpegel beeinflussen. "So lange wir nicht genau wissen, woran es liegt, beteiligen wir uns nicht an Spekulationen", betonte Balt.

Rund drei Wochen haben Experten Zeit, die Ursache herauszufinden.
"Die kennen den Baldeneysee wie ihre Westentasche", meinte die Ruhrverbandsprecherin. Das Wiederaufstauen des Sees ist für den 15. Dezember geplant. Bis dahin soll feststehen, wo in welchem Umfang und wie dringend Ausbesserungsarbeiten notwendig sind.

Der Ruhrverband warnte aber davor, den Baldeneysee nur wegen seines niedrigen Pegels als "Abenteuerspielplatz" zu betrachten. "Es sollte sich jetzt niemand auf 'Schatzsuche' begeben. Bei Gebieten, die sonst unter Wasser liegen, besteht die Gefahr des Einsinkens", sagte Balt.

(lnw)
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