Voerde Pläne als "nicht zukunftsfähig" beurteilt

Voerde · Oliver Krischer, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, sprach in Voerde über den Bundesverkehrswegeplan 2030, der den Bau einer neuen B 8 vorsieht.

Voerde: Pläne als "nicht zukunftsfähig" beurteilt
Foto: Gerd Hermann

Scharfe Kritik an dem von Minister Dobrindt vorgelegten Bundesverkehrswegeplan 2030, in dem das umstrittene Straßenbauvorhaben einer neuen B 8 mit vordringlichem Bedarf eingestuft ist, hat der stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag am Donnerstagabend in Voerde bei einer Informationsveranstaltung seiner Parteifreunde geübt. Oliver Krischer, der auch dem Verkehrsausschuss angehört, schilderte vor rund 35 Zuhörern in der Gaststätte "Zur Kutsche", warum er den Plan für "nicht zukunftsfähig" hält und äußerte mit Blick auf die im Raum stehende B 8 n die Hoffnung, dass die Straße am Ende nicht kommen und alles unternommen wird, sie zu verhindern. Unter den Gästen waren auch Bürger aus Eppinghoven und Lippedorf, wo das Projekt wie in Voerde für Unruhe sorgt.

Das Thema ist "brandaktuell", wie der Bundestagsabgeordnete aus Düren, der die hiesige Region aus anderen Zusammenhängen (Kiesabbau und Bergbau) kennt, erklärte: Der Bundesverkehrswegeplan soll in der nächsten Woche, am 3. August, vom Bundeskabinett beschlossen werden - wobei Krischer es am Ende für nicht ausgeschlossen hält, dass der Plan so in Gänze am Mittwoch nicht abgenickt wird. Er berichtete, Bundesumweltministerin Hendricks habe "auf die Bremse gedrückt".

Die Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz würden im Bundesverkehrswegeplan 2030 nicht berücksichtigt. Krischer warf Minister Dobrindt eine Politik der 60er Jahre vor. Der Plan gehe ungeachtet der Klimaschutzziele davon aus, dass Autos mit Verbrennungsmotoren in 15 Jahren in gleichem Maße wie heute über die Straßen fahren werden. Stefan Meiners, Fraktionssprecher der Voerder Grünen, erinnerte später an die Kaufprämie für Elektro-Autos, die seit Anfang dieses Jahres beantragt werden kann.

Für den Bundestagsabgeordneten Krischer liegt das eigentliche Problem des Bundesverkehrswegeplans darin, dass zuviel in Neubau investiert werde, ein mutiger Plan müsse sagen, dass das Straßennetz "mehr oder weniger fertig ist" und in die vorhandene, in die Jahre gekommene Infrastruktur investiert wird. Mit Blick auf die B 8n monierte er, dass Alternativen, auch die "Nulllösung" mit der Frage, ob die Straße überhaupt gebraucht wird, nicht geprüft worden seien.

Im Vorfeld der Infoveranstaltung hatte Krischer sich am Haus Voerde umgesehen, dessen Schlossgarten geplanten Trassenführung regelrecht durchschnitten würde. "Ein Treppenwitz", konstatierte er. Sein Parteikollege Meiners nannte die Planung aus Berlin "eine Planung am grünen Tisch". Der Fall Haus Voerde zeige, "wie verrückt" diese sei. Die Belange eines kompletten Ortes würden ignoriert.

Oliver Krischer versuchte, Zuversicht zu verbreiten. Selbst wenn das Kabinett den Bundesverkehrswegeplan in der Form beschließen sollte, hieße das noch lange nicht, dass die Schlacht verloren gehe. Man solle sich davon nicht entmutigen lassen, müsse weiter mit aller Kraft auf allen Töpfen kochen, damit das Projekt nicht realisiert werde.

Dies zu schaffen, dazu ist die Interessengemeinschaft gegen die B 8 n fest entschlossen, wie die Worte des ersten Vorsitzenden Gerd Drüten deutlich machten. Nach der Sommerpause werde man beginnen, die "ganze Region rebellisch zu machen". Gerade die Voerder seien rebellisch, hätten zum Beispiel die Klärschlammverbrennung verhindert. "Wir werden auch die B 8 n stoppen", gab sich Drüten kämpferisch und warb um neue Mitglieder. Denn: "Viele Leute machen viel Krach."

(P.K.)
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