Dormagen Mountainbiker beendet Karriere - mit 74

Dormagen · Der Ückerather Karl-Heinz Goertz fährt ab sofort keine Rennen mehr. Zum Einen folgt er damit einem Wunsch seiner Ehefrau. Zum Anderen finden sich in seiner Altersklasse keine Gegner mehr, weil die längst vom Rad gestiegen sind.

 Karl-Heinz Goertz hängt an seinem Mountainbike und an seinem Sport. Der Abschied von der Rennlaufbahn fällt dem topfitten 74-Jährigen, der viel jünger wirkt, schwer.

Karl-Heinz Goertz hängt an seinem Mountainbike und an seinem Sport. Der Abschied von der Rennlaufbahn fällt dem topfitten 74-Jährigen, der viel jünger wirkt, schwer.

Foto: LINDA HAMMER

Vor einer Woche nahm Karl-Heinz Goertz zum 21. Mal am "Arlberger Bike Marathon" in St. Anton am Arlberg (Österreich) teil und belegte dabei den ersten Platz in seiner Altersgruppe. 22 Kilometer legte er in einer Stunde und 43 Minuten zurück - und das trotz steiler Steigungen, einer enormen Höhe und seines Alters. Denn mit fast 74 Jahren war er der älteste Teilnehmer im Klassement.

Doch es ist das letzte Mal gewesen, dass Goertz sich für einen Wettbewerb aufs Mountainbike gesetzt hat. Von nun an verzichtet der Ückerather auf die abenteuerlichen Rennen. "Ich habe keine Gegner mehr. Die Kollegen, mit denen ich im vergangenen Jahr noch gefahren bin, sind auch nicht mehr dabei", erzählt Goertz, der das sehr bedauert.

Mit ausschlaggebend für seine Entscheidung war auch seine Frau: "Sie hat Angst, dass mir was passiert oder ich Probleme am Herzen kriege. Sie schimpft jedes Mal mit mir. Die Piste liegt immerhin 1700 Meter hoch, da bleibt einem schon mal die Luft weg", erklärt der Mountainbiker. Der Abschied vor einer Woche fiel ihm trotzdem schwer: "Immer wenn ich die Strecke fahre, kribbelt es noch genauso wie beim ersten Mal. Wir sind mittlerweile eine große Familie geworden. Nach 21 Jahren kennt man eben jeden." Die Betreiber des Rennens wissen Goertz ebenfalls zu schätzen. Deswegen gab es für ihn eine Ehrung als ältester Teilnehmer und eine Anerkennung für 21 Jahre Treue.

Der sportliche Rentner war jahrelang als Schwimmtrainer tätig und gründete den Dormagener Tauchclub mit. "Die Jugend braucht Vorbilder. Ich habe auch schon einen Nachfolger. Vor Jahren hatte ich mal beim Rennen einen kleinen Jungen auf dem Arm, den hat da keiner beachtet. Jetzt hat er zwei Pokale gewonnen und seine ganze Familie fährt nun Mountainbike. Das ist schön zu sehen", erzählt er.

Neben dem Mountainbike fahren ist er noch anderweitig sportlich unterwegs: Skifahren, Surfen, Schwimmen und Tauchen gehören zu seinen Lieblingssportarten. Dass das eher ungewöhnlich für sein Alter ist, weiß er: "Meine Freunde sagen immer, ich sei verrückt. Aber mir macht es nun mal Spaß, und solange ich es noch kann und keine Schmerzen habe, mach' ich weiter."

Auch wenn ab jetzt keine Rennen mehr angesagt sind: So ganz verabschiedet sich der Rentner doch nicht von St. Anton: "Howard Carpendale wollte auch seine Karriere beenden. Aber er konnte nunmal einfach nicht mit dem Singen aufhören. Genauso ist es bei mir, ich lebe für diesen Sport. Ich werde weiterhin zum Skifahren und Trainieren nach St. Anton kommen. Und als Zuschauer natürlich. Wenn mir jemand dann da zuruft: "Mensch, fahr doch mit", dann kann es durchaus passieren, dass ich mich noch einmal aufs Rad schwinge und die Strecke fahre", sagt Goertz grinsend.

(NGZ)
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