Dormagen Schüler betreiben eigene Rad-Werkstatt

Dormagen · An der Schule am Chorbusch, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, gibt es seit einigen Jahren eine Fahrrad-Werkstatt. Nicht nur für Schüler: Die Dienste werden auch von den Hackenbroichern gern in Anspruch genommen.

 Die Fahrradwerkstatt der Schule am Chorbusch, v. l. mit Eduard Oldenburger, Pierre Pape, Rudolf Presse, Frederik Walter und Tobias Schumacher, den das Schrauben und reparieren sichtlich Spaß bereitet.

Die Fahrradwerkstatt der Schule am Chorbusch, v. l. mit Eduard Oldenburger, Pierre Pape, Rudolf Presse, Frederik Walter und Tobias Schumacher, den das Schrauben und reparieren sichtlich Spaß bereitet.

Foto: Linda Hammer

Defektes Licht in Ordnung bringen, Pedale oder Kette auswechseln, ein Loch im Schlauch flicken oder Speichen erneuern - an der Schule am Chorbusch wird nicht nur Mathe, Deutsch, Englisch (u.a.) gepaukt, sondern werden auch ganz praktische Aufgaben erledigt, nämlich in der Fahrrad-Werkstatt. Die ist in einem Klassenraum untergebracht, der mit entsprechendem Werkzeug und Ersatzteilen ausgestattet ist.

Die als Schülerfirma ausgewiesene Werkstatt besteht seit 2005, ihre Erstausstattung wurde damals im Rahmen des Landesprogramms "Stärkung der Stadtteile in sozialen Brennpunkte" mit 2000 Euro bezuschusst, wie Rudolf Presse, Sozialpädagoge und Leiter der Fahrrad-Werkstatt, erzählt. Längst trägt sich die Werkstatt als Schülerfirma selbst, denn dort werden nicht nur die Räder der Schüler und Lehrer unter die Lupe genommen und wieder fit gemacht, sondern auch die der Hackenbroicher, die die Dienste der Schüler gern in Anspruch nehmen.

Handwerklich interessierte Jugendliche - in der Regel sind es sechs bis zehn - der Oberstufe (Klassen 8 bis 10) arbeiten dort unter Anleitung und auch erst, nachdem sie ein klassisches Bewerbungsverfahren durchlaufen haben. Heißt: Für einen Job dort müssen sie eine schriftliche Bewerbung mit Lebenslauf und Zeugniskopien abgeben, werden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und erhalten schließlich einen Arbeitsvertrag. "Den jungen Leuten wird so ermöglicht, in einem geschützten Rahmen ein Stück Berufsleben zu proben", sagt Rudolf Presse. Im Laufe ihrer Arbeit können die Jugendlichen (immer nach dem Unterricht) verschiedene Qualifizierungs-Bausteine erwerben. Noch wichtiger aber sei es, so Presse, dass sie Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit, Durchhaltevermögen, Anstrengungsbereitschaft, Organisation des Arbeitsplatzes sowie soziale Kompetenz im Umgang mit "Kollegen" erhalten. "Denn", so erklärt der Sozialpädagoge weiter, "gerade unsere Schüler sind auf solche Qualifikationen angewiesen, damit sie sich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz gegenüber den höher qualifizierten Schülern der Regelschulen behaupten können."

Über Schlüsselqualifikationen denken Pierre Pape (14), Eduard Oldenburger (16), Frederik Walter (15) und Tobias Schumacher (15) sicher nicht nach, wenn sie gerade mal wieder eine Fahrradkette abmontieren und kürzen müssen. Ihnen macht die Arbeit in "ihrer" Werkstatt einfach Spaß. Sie hatten alle schon ein wenig Erfahrung mit kleinen Ausbesserungen am eigenen Rad, bevor sie in der Werkstatt kamen. Besonders gefällt es ihnen, wenn die Werkstatt "nach draußen geht", so zum Beispiel bei Fahrradaktionstagen. Dann steht die Crew einsatzbereit mit Werkzeug in der Dormagener Fußgängerzone. Für jede geleistete Arbeitsstunde gibt es übrigens einen Euro zur Aufbesserung des Taschengeldes. Das, was sie durch die Reparaturen einnehmen, bekommt der Förderverein der Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen. Der wiederum unterstützt natürlich auch die Werkstatt.

Jetzt sind die Jungs aber froh, dass Ferien sind, denn in den vergangenen Wochen gab es viel zu tun. Offensichtlich haben sich viele Hackenbroicher vorgenommen, während des Sommerurlaubs verstärkt in die Pedale zu treten.

(NGZ)
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