Lokalsport Auf einer solchen Leistung lässt sich aufbauen

Dormagen · Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen liefert im ersten Spiel nach Rücktritt von Jörg Bohrmann eine überzeugende Vorstellung ab.

 Jo-Gerrit Genz (l.) und Patrick Hüter boten beim 34:29-Sieg des TSV Bayer Dormagen über die DJK Rimpar Wölfe ihre wohl beste Saisonleistung im Trikot des abstiegsgefährdeten Handball-Zweitligisten.

Jo-Gerrit Genz (l.) und Patrick Hüter boten beim 34:29-Sieg des TSV Bayer Dormagen über die DJK Rimpar Wölfe ihre wohl beste Saisonleistung im Trikot des abstiegsgefährdeten Handball-Zweitligisten.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Vielleicht kommt das Aufbäumen ja zu spät, vielleicht ist der Abstand zur teilweise überraschend punktenden Konkurrenz schon zu groß. Doch wenn die Handballer des TSV Bayer Dormagen bis zum Saisonfinale am 4. Juni öfter eine solche Vorstellung abliefern wie am Samstagabend beim 34:29-Sieg (Halbzeit 17:15) über zwar müde, aber keineswegs schwache Wölfe der DJK Rimpar, dann haben sie sich wenigstens mit Anstand aus der Zweiten Liga verabschiedet - wonach es angesichts der eher deprimierenden Auftritte der vergangenen Wochen lange Zeit nicht aussah.

Was auch immer der Rücktritt von Jörg Bohrmann ausgelöst haben mag in den Köpfen seiner ehemaligen Schützlinge - der größte Teil von ihnen lief wie verwandelt durch das mit 1007 Zuschauern nur spärlich besetzte Bayer-Sportcenter. "Heute haben die Jungs gezeigt, was sie wirklich können", jubelte Interimstrainer Tobias Plaz, der trotz einer Bilanz von zwei Siegen aus zwei Spielen - beim 22:21 über die SG Bietigheim hatte er für den erkrankten Bohrmann ebenfalls Regie geführt auf der Bank - gegen Gegner, die nicht gerade zur Laufkundschaft der Liga zählen, sein Engagement so schnell wie möglich beenden möchte.

In den wenigen Tagen, in denen er gemeinsam mit Fitnesscoach Dennis Marquardt die Bayer-Handballer auf die Partie gegen Rimpar vorbereitete, scheint ihm zweierlei gelungen, an dem sich Bohrmann zuletzt immer verzweifelter abgemüht hatte: Er hat die Dormagener, zumindest vorerst, auf den Pfad des Tempo-Handballs zurückgeführt, der einst das Markenzeichen der zuletzt nur noch zaudernden und zögernden Truppe war. Wer 34 Tore wirft - der bisherige Durchschnitt lag bei 23,6 pro Saisonspiel - kann damit Schwächen in der eigenen Defensive und Fehler im Vorwärtsgang leichter ausbügeln als derjenige, der sich minutenlang zu jedem Treffer müht.

"Wir haben heute auch mal die einfachen Tore gemacht", sagte Plaz mit Blick auf die 19 Treffer aus dem Rückraum, in die sich Jo-Gerrit Genz (10), Max Bettin (5), Björn Marquardt (1) und der endlich auch als Spielgestalter überzeugende Alexander Feld (3 plus 2 Siebenmeter) teilten. Das sollte jetzt nicht zu Euphorie verleiten, dafür hatten die Rimparer im Vergleich zu den Gegnern der vergangenen Wochen eine extrem schwache Torhüterleistung (insgesamt nur acht Paraden). Und eine Deckung, die, "weil wir im siebten Spiel innerhalb von drei Wochen müde waren, meist einen Schritt zu spät kam", wie Rimpars Co-Trainer Josef Schömig, der den erkrankten Mathias Obinger vertrat, unwidersprochen feststellte. 34 Gegentore hatten die Wölfe in ihren zweieinhalb Zweitliga-Jahren bislang nur zwei Mal kassiert - im Aufstiegsjahr in Rostock, in der vergangenen Saison gegen den späteren Erstliga-Aufsteiger Leipzig. Schmälern wollte Schömig den "hochverdienten" Sieg der Hausherren deswegen keinesfalls: "Dormagen hat heute wirklich gut gespielt."

Womit er zweifellos richtig lag. Tobias Plaz und Dennis Marquardt scheint es gelungen, binnen weniger Tage wieder so etwas wie einen "Kollektivgeist" geweckt zu haben bei den Bayer-Handballern, die zuletzt meist als Einzelkämpfer unterwegs waren. Aus dem Mini-Kader von neun Mann (Max Jäger und Sebastian Damm kamen nur zu Kurzeinsätzen) fiel diesmal keiner ab, auch wenn Max Bettin erst nach mächtigen Anlaufschwierigkeiten in die Partie fand. Im Gegenteil, neben Alexander Feld boten Jo-Gerrit Genz und der vier Mal vom Kreis erfolgreiche Patrick Hüter ihre wohl besten Saisonleistungen.

Trotzdem, und weil der Rimparer Angriff über reichlich Qualität verfügt und angesichts der Breite seines Kaders schwer ausrechenbar ist, blieb es bis zum Schluss eng, auch wenn sich die Hausherren schon eingangs des zweiten Durchgangs erstmals auf vier Tore absetzen konnten (20:16, 36.). Selbst als die Gäste zwei Mal wieder bis auf zwei Treffer herankamen, zuletzt beim 24:26 (48.), brach auf Dormagener Seite keine Panik aus. "Wichtig war, dass wir mal in Vorlage gehen und diese dann auch halten konnten", sagte Tobias Plaz. Und Kollege Schömig befand: "Mit einer solchen Leistung habt Ihr wieder eine Chance im Abstiegskampf." Wenn es denn dazu nicht schon zu spät ist.

(NGZ)
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