Tsv Bayer Dormagen Bohrmann als Lazaretthüter

Dormagen · An Training war beim TSV Bayer vor dem morgigen Spiel gegen den EHV Aue kaum zu denken.

 Jo-Gerrit Genz und Sebastian Damm (v.r.) mussten diese Woche im Training passen. Morgen gegen den EHV Aue sollen sie aber dabei sein.

Jo-Gerrit Genz und Sebastian Damm (v.r.) mussten diese Woche im Training passen. Morgen gegen den EHV Aue sollen sie aber dabei sein.

Foto: Michael Jäger

Jörg Bohrmann hat schon lustigere Wochen erlebt als die zurückliegende. Seiner Aufgabe als Handball-Trainer beim Zweitligisten TSV Bayer Dormagen konnte der 46-Jährige nur bedingt nachgehen, stattdessen kam sich der frühere Bundesliga-Profi ehr wie eine Art Lazaretthüter vor.

Gleich acht Spieler aus seinem 17-köpfigen Kader fehlten wegen Verletzung (Pascal Noll, Peter Strosack, Marijan Basic, Frederic Rudloff) oder Erkrankung (Sebastian Damm, Robin Doetsch, Bastien Arnaud, Jo-Gerrit Genz) beim Training. An einen Einsatz des erstgenannten Quartetts ist morgen Abend, wenn sich um 19 Uhr der EHV Aue im Bayer-Sportcenter vorstellt, auf gar keinen Fall zu denken.

Auf den der anderen hofft der Dormagener Trainer schon. "Aber wie lange ihre Kräfte reichen, weiß ich nicht", sagt er vor allem mit Blick auf Sebastian Damm. Den jungen Linksaußen,vor Wochenfrist bei der 21:28-Niederlage beim Tabellenführer in Leipzig mit sechs Treffern bester Torschütze in den Reihen des Aufsteigers, hat ein Magen-Darm-Virus mächtig dahin gerafft. Was die Dormagener um so härter trifft, als in Pascal Noll der andere Linksaußen wegen eines Bänderanrisses pausieren muss. Das Gleiche gilt für die rechte Außenbahn, wo Robin Doetsch seit der Kreuzbandverletzung von Peter Strosack ohnehin aufsich alleine gestellt ist und jetzt mit Grippe flachlag. "Ohne einen einzigen Außen zu trainieren ist verdammt schwierig", blickt Bohrmann auf die vergangenen Tage zurück, an denen viel Improvisationskunst gefragt war. "Und das, wo die Mannschaft ganz klar im Aufwind war", sagt der Trainer rückblickend auf die zwar punktlosen, aber durchaus ordentlichen Auftritte beim Spitzenreiter und gegen den Tabellenzweiten TV Bittenfeld.

Der Terminplan kommt als erschwerender Faktor hinzu: Morgen die Partie gegen Aue, am Mittwoch (18. März, 20 Uhr) das Gastspiel beim HSC Coburg, das mit gut 950 Kilometern auf der Autobahn verbunden ist, drei Tage später (21. März, 19 Uhr) kommt dann Erstliga-Absteiger TV Emsdetten nach Dormagen.

Dass die drei - starken - Gegner ganz im Gegensatz zum TSV Bayer allesamt ohne Druck aufspielen können, macht die Sache gewiss nicht einfacher. Denn bei nur sieben Heimspielen und angesichts einer Auswärtsbilanz von 5:23 Punkten werden die Gelegenheiten, die hochgerechnet noch zum Ligaverbleib fehlenden zwölf Zähler zu holen, immer seltener.

Die Erzgebirgs-Handballer aus Aue gehörten vor Beginn dieser Spielzeit zu jenen Gegnern, die als "machbar" eingestuft wurden. Jetzt hat die Multi-Kulti-Truppe des isländischen Trainers Runar Sigtryggsson bereits 28 Pluspunkte aus 26 Partien eingefahren und steht erstmals seit dem Wiederaufstieg in die eingleisige Zweite Liga vor drei Jahren auf einem einstelligen Tabellenplatz.

Am Mittwoch, bei der 26:28-Niederlage in Leipzig, bei der die Gäste zwischen der 47. und 53. Minute sogar drei Mal, zuletzt beim 23:22, in Führung lagen, konnte Sigtryggsson zum ersten Mal in dieser Saison auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. Zu dem gehören fünf seiner Landsleute, darunter sein einst auch mal beim DHC Rheinland unter Vertrag stehender Bruder Arni, zwei Tschechen, darunter das schon 41 Jahre alte Torhüter-Denkmal Radek Musil, zwei Slowaken, ein Este und tatsächlich auch vier deutsche Spieler. "Die sind uns in Sachen Erfahrung haushoch überlegen", sagt Bohrmann. Um das zu erkennen, genügt ein Blick auf die Geburtsdaten: Außer den Außen Marvin Sommer (23) und Felix Kempe (24) lief am Mittwoch keiner für den EHV auf, der jünger als 25 ist. So trennen die morgigen Gegner nicht nur 530 Kilometer, sondern auch eine komplette Handball-Philosophie.

(NGZ)
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