Düsseldorf Barbie hat viele erwachsene Freunde

Düsseldorf · Nur wenige Spielzeuge erfreuten sich über die Jahrzehnte so großer Beliebtheit wie die Barbiepuppe. Doch wer denkt, mit dem Ende der Pubertät verschwindet die Puppe aus dem Sinn, der wurde am Wochenende in Unterrath eines Besseren belehrt.

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Die Barbiepuppen-Börse

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Foto: Hans-Jürgen Bauer

"Es gibt zwei Arten von Sammlern: Die einen, die mit der Geburt des eigenen Kindes die Barbie für sich wiederentdeckten, und die anderen, denen der Besitz einer Barbie in der Kindheit verboten wurde und die das nun nachholen wollen", sagt Astrid Geskes, eine der beiden Organisatorinnen der Messe. Sie gehört zur ersten Kategorie und wollte ihrer Tochter mit ihrer eigenen Barbie aus Kindheitstagen eine Freude machen. "Doch die fand die 70er-Jahre Barbie mit der hochgesteckten Föhn-Frisur absolut doof." Stattdessen behielt Geskes die Puppe also für sich.

Europaweit gibt es mittlerweile eine breite Gemeinschaft aus Sammlern der Kultfigur. Sie treffen sich in Frankreich, Italien und Holland und tauschen und verkaufen Barbies und deren Zubehör. Auf einer dieser Messen lernte Astrid Geskes die Werstenerin Bettina Dorfmann kennen. Beide waren sich schnell einig: "Wir brauchen so eine Börse auch in unserer Gegend."

Seit 20 Jahren veranstalten die beiden nun in jedem Jahr eine Messe in Deutschland, dieses Mal in Düsseldorf. Um die 30 Aussteller, die meisten private Sammler, nehmen daran teil. Verkauft werden nicht nur die Puppen in den verschiedensten Ausführungen, sondern auch teilweise selbstgenähte Kleider, Schuhe und Puppenhäuser. Die meisten Aussteller spezialisieren sich dabei auf eine Dekade, deren Modeausrichtung das Aussehen der Barbie prägte. Florian Link etwa fokussiert sich auf die 70er und 80er Jahre: "Vintage war schon immer meine Leidenschaft. Und die Faszination der Barbie ist ja ihr Detailreichtum." Der Wandel der Zeit veränderte die eigentlich zeitlose Blondine. Da wurde der Schallplattenspieler schließlich vom iPod verdrängt, von den vielen Modefrisuren ganz zu schweigen. Aber auch die Emanzipation der Frau änderte das Rollenbild. "Inzwischen gibt es auch eine Kanzler- oder Bauarbeiter-Version. Die Barbie ist eben ein Spiegel unserer Zeit", sagt Dorfmann.

Um einen Überblick zu schaffen, brachte Dorfmann zwei Kataloge heraus. Dort sind unter anderem die Versionen der Puppe aufgelistet. Mittlerweile hat die studierte Außenhandels-Kauffrau ihr Hobby zum Beruf gemacht. Als einzige Sachverständige in Deutschland kann sie den Wert einer Barbie genau schätzen. Sie organisiert zudem Ausstellungen, die vom Land gefördert werden, da Kinder stereotypische Berufsbilder ablesen können. Dazu unterhält sie eine Puppenklinik, in der sie beschädigte Barbies restauriert. Nebenher steht sie mit 17.000 Puppen auch im Guinness-Buch der Rekorde.

Für die meisten Aussteller und Besucher beschränkt sich die Leidenschaft aber nicht aufs Materielle, sondern aufs Sammeln. Der Wert der ersten Barbie wird auf zirka 5000 Dollar taxiert, großartig verändern wird sich der Preis laut Dorfmann aber nicht. Als Wertanlage ist die Kultpuppe also eher ungeeignet.

(RP)
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