Düsseldorf Cabrio-Unfall: Warten auf die Gutachter

Düsseldorf · Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Taxifahrer Ingo Krannich überlebte schwer verletzt.

Düsseldorf: Unfall mit Todesfolge auf dem Hellweg in Flingern
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Düsseldorf: BMW und Taxi kollidieren – ein Toter

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Foto: Krebs

Er hat instinktiv reagiert, auch wenn er sich so genau daran nicht erinnert. "Ich sah etwas Dunkles auf mich zufliegen und habe das Steuer herumgerissen", sagt Taxifahrer Ingo Krannich. Dann kam der Knall, mit dem das BMW Cabrio, das ihm entgegengekommen war, mit dem Heck in seinen Mercedes einschlug. "Das nächste, was ich weiß, ist, dass ein Feuerwehrmann neben mir stand." Krannich sind bei dem Unfall beide Füße mehrfach gebrochen worden. Noch in der Unfallnacht ist er operiert worden, Montag wurde er in eine Duisburger Spezialklinik verlegt.

Die Feuerwehr hatte vermeldet, er habe nur leichte Verletzungen davon getragen. Das war ein Irrtum. "Mit Arbeiten wird das dieses Jahr nichts mehr", sagt Krannich. Mehrer Operationen stehen ihm noch bevor. "Ich hoffe nur, dass ich überhaupt wieder fahren kann. Ich bin doch mit ganzem Herzen Taxifahrer." Seine erste Frage galt dann auch dem jungen Fahrgast, den er in der Nacht zu Samstag, kurz nach Mitternacht, nach Hause bringen wollte. Der 24-Jährige hat einen komplizierten Unterschenkelbruch. Und dankte Krannich für seine schnelle Reaktion. Die habe wohl beiden das Leben gerettet. "Und, dass ich ein vernünftiges Auto hatte. Dafür bin ich meiner Firma sehr dankbar", sagt Krannich.

In das Gefühl, so etwas wie einen zweiten Geburtstag erlebt zu haben, mischt sich bei beiden Männern aber auch Trauer. Denn beide kannten Dominick M., den 26-Jährigen, der von der Rückbank des offenen Cabrios geschleudert worden war und an der Unfallstelle starb. "Es war nicht meine Schuld", sagt Ingo Krannich, der selbst lange in Flingern gelebt hat und Dominick von klein auf bei Fortuna traf. "Es tut mir unendlich leid um ihn und natürlich für seine Familie."

Freunde und Verwandte des Getöteten haben bei Facebook eine Trauergruppe gegründet, viele treffen sich immer wieder an der Unfallstelle. Dominicks Freund, der mit ihm von der Rückbank des BMW geschleudert wurde, liegt noch im Koma. Der Beifahrer konnte gestern bereits das Krankenhaus verlassen, der Fahrer (27), dem das Cabrio gehörte, liegt noch in einer Klinik. Als die Feuerwehr an die Unfallstelle kam, hatten beide apathisch in dem Autowrack gesessen, waren kaum ansprechbar. Ihre körperlichen Verletzungen seien nicht so schwer gewesen, wohl aber der Schock.

Gegen den Fahrer ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. Doch die Untersuchungen stehen noch ganz am Anfang, sagt ein Polizeisprecher. Das Bildmaterial, dass die Unfallexperten am Wochenende aufgenommen haben, ist noch nicht ausgewertet, auch die technische Untersuchung der beiden Fahrzeuge, die von der Polizei sichergestellt worden waren, steht noch aus. Frühestens Mitte nächster Woche sei mit ersten Ergebnissen der Gutachter zu rechnen, heißt es bei der Polizei. Bis zum Abschluss der Untersuchungen könne es noch länger dauern.

Fest steht aber, dass zumindest der BMW deutlich schneller war, als auf dem Hellweg erlaubt ist. Anwohner berichten, dass auf der Strecke häufig zu schnell gefahren wird. Auch illegale Rennen seien dort keine Seltenheit. Nun wird sich wohl erneut die Unfallkommission, in der neben Verkehrsexperten der Stadt auch Polizei und Verkehrswacht vertreten sind, mit dem Hellweg befassen.

Das war zuletzt im Sommer 2010 geschehen, nachdem ein Motorradfahrer auf der breit ausgebauten Straße mit überhöhter Geschwindigkeit gegen ein Auto geprallt war, dessen Fahrer ihn beim Abbiegen übersehen hatte. Beide waren dabei ums Leben gekommen. Tragisch: Auch diese beiden Männer hatten einander lange gekannt.

(RP)
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