Düsseldorf Das Evangelium in neun Sprachen feiern

Düsseldorf · So voll sieht Heribert Dölle seine Kirche selten. Und auch selten so bunt. Rund 900 Christen erwartet der Pfarrer der Katholischen Kirche Derendorf Pempelfort am kommenden Sonntag zum Internationalen Pfingstgottesdienst in der Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit an der Jülicher Straße.

 Bringen die Gemeinden zusammen (v.l.): die Pfarrer Mykola Pavlyk, Heribert Dölle und Matthew Owusu-Manu.

Bringen die Gemeinden zusammen (v.l.): die Pfarrer Mykola Pavlyk, Heribert Dölle und Matthew Owusu-Manu.

Foto: Andreas Endermann

Schon seit 2006 feiern Mitglieder ausländischer Gemeinden in ihrer Muttersprache Gottesdienste in der deutschen Pfarre und nutzen deren Pfarrheime für Treffen und Veranstaltungen.

Das Internationale Pfingstfest bringt sie alle zusammen: die italienisch-, französisch- und spanischsprachige, die ghanaische, die ukrainische griechisch-katholische, die maronitische Gemeinde (Christen des Nahen Ostens) und (erstmals) die japanische Gemeinde. Und wo ließe sich das Pfingst-Evangelium von den Jüngern, die vom Heiligen Geist erfüllt in fremden Sprachen predigten, besser verkünden als in dieser vielsprachigen Gemeinschaft.

Weihbischof Ansgar Puff wird gemeinsam mit Heribert Dölle und den Pfarrern der muttersprachlichen Gemeinden das Pontifikalamt zelebrieren. Dölle weiß aus Erfahrung, dass es trotz der vielen unterschiedlichen Sprachen bei den Gottesdienstbesuchern keine Verständnisprobleme geben wird: "Man erlebt über den gemeinsamen Glauben und das gemeinsame Erleben die Verbundenheit und spürt letztlich darin das Wirken des Heiligen Geistes."

Musik und gemeinsames Singen werden im Pontifikalamt eine große Rolle spielen: "Das geht ans Herz", weiß Dölle - und erzählt begeistert von den Gottesdiensten der ghanaischen Gemeinde. Dort werde viel gesungen und getanzt, und bei der Kollekte werde kein Geld gespendet, sondern Gaben für Bedürftige. "Da ist dann auch schon mal Waschmittel und Klopapier dabei", sagt der Geistliche lachend. Wie die Ghanaer treffen sich auch andere muttersprachlichen Gemeinden nach ihren Gottesdiensten zum gemeinsamen Essen. "Das ist immer ein richtiges Event", sagt Heribert Dölle. Zumal der Einzugsbereich weit über Düsseldorf hinaus reicht.

Da Essen einer alten Volksweisheit zufolge Körper und Seele zusammenhält, werden am Sonntag nach dem Gottesdienst beim Fest der Nationen auf der Barbarastraße kulinarische Köstlichkeiten aus den Ländern der verschiedenen Gemeinden aufgetischt. Ab 13 Uhr gibt es ein Bühnenprogramm mit Musik und Tanz, im Pfarrgarten eine Kinder-Oase mit Hüpfburg, Spielen und Schminken. Erstmals hat das Team um Gemeindereferent Stefan Drießen ein Pfingst-Quiz entwickelt, bei dem die Pfarrer ihr Wissen um das kirchliche Hochfest unter Beweis stellen sollen.

Nicht nur im Feiern haben die deutsche und die muttersprachlichen Gemeinden im Laufe der Jahre zusammengefunden. Die Hochfeste werden gemeinsam zelebriert; 2013 gab es erstmals internationale Basare der Frauen; dieses Jahr hatte die gemeinsame Kreuzwegandacht Premiere. "Alle muttersprachlichen Gemeinden haben einen Part übernommen", berichtet Dölle.

"Berührend" findet er es, wenn Kinder oder Enkel der ersten Gastarbeitergeneration ihm berichten, wie wichtig für ihre Vorfahren der muttersprachliche Gottesdienst war. Die globalisierte Arbeitswelt beschert heute den muttersprachlichen Gemeinden neue Mitglieder, aber auch Flüchtlinge aus aller Welt finden hier eine neue religiöse Heimat.

Für Heribert Dölle ist die Internationalität seiner Pfarre angesichts rückläufiger Kirchsteuereinnahmen natürlich auch eine Chance, "dass unsere Kirchen benutzt werden und Kirchen bleiben".

Vor allem aber sei sie "ein Schatz, der die Gemeinde geprägt hat, offen und gastfreundlich zu sein", meint Dölle.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort