Gute Lösung oder fauler Kompromiss? Debatte über Schadowstraßen-Konzept

Düsseldor · Mehr Raum für Fußgänger, aber keine reine Fußgängerzone. Autos fahren nur noch in eine Richtung und teilen sich die Spur mit Radfahrern. Für die einen ist das eine gute Lösung, für die anderen nur ein fauler Kompromiss.

Stadt präsentiert Varianten für die Schadowstraße
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Stadt präsentiert Varianten für die Schadowstraße

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Es wurde behandelt wie eine Geheimsache: Erst am Montagabend wurden die Mehrheitsfraktionen von CDU und FDP im Düsseldorfer Rathaus in einer gemeinsamen Sitzung über das Konzept für die Gestaltung der Schadowstraße informiert, Dienstagmorgen folgten dann die Beigeordneten in der wöchentlichen Verwaltungskonferenz. In den nächsten Wochen sollen der Verkehrs- und der Planungsausschuss das Konzept diskutieren und grünes Licht geben.

Der Gestaltungsspielraum ergibt sich, weil mit dem Start der Wehrhahn-Linie 2015 die Bahnen dort unterirdisch fahren. Der Vorschlag sieht eine Mischung aus den bisher diskutierten Varianten für den östlichen Ast der Schadowstraße vor: Der 25 Meter breite Straßenraum wird links und rechts einem jeweils zehn Meter breiten Fußgängerbereich zugeschlagen, dazwischen ist eine 4,75 Meter breite Fahrbahn vorgesehen — für Autos und Radfahrer.

Die Radler können die Spur in beide Richtungen nutzen, für die Autofahrer ist sie eine Einbahnstraße: von der Berliner Allee kommend in Richtung Wehrhahn, eine Verbindung, die es baustellenbedingt seit fast zwei Jahren nicht mehr gibt. Erlaubt sein wird eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. Fahrbahn und Fußgängerbereich sind einheitlich gepflastert, aber mit einer drei Zentimeter hohen, abgerundeten Kante getrennt.

Die Reaktionen auf den Vorschlag sind gemischt. "Die Lösung gefällt mir persönlich, denn sie geht in die richtige Richtung", sagt Andreas Hartnigk, Verkehrsexperte der CDU-Fraktion. Er hatte für das Modell "shared space" plädiert, bei dem sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt teilen. Deshalb lehnt Hartnigk auch die Kante ab, die Gefahr von Stürzen für Fußgänger und Radfahrer sei zu hoch.

Je nachdem, wie das Miteinander funktioniere, könne auch noch nachgebessert werden: "Wenn wir feststellen, dass dort Durchgangsverkehr durchrauscht, machen wir das dicht für Autos." Manfred Neuenhaus (FDP) geht noch weiter. Er fordert, auch diesen Teil der Schadowstraße von 10.30 bis 18 Uhr für den Autoverkehr zu sperren. "Dann ist es eine Fußgängerzone mit integriertem Radweg. Das Auto ist nicht der Normalfall." Abends könnten dann die Parkhäuser und anliegende Straßen wieder von der Schadowstraße aus angefahren werden.

Kritik kommt von der rot-grünen Ratsopposition. Laut Martin Volkenrath (SPD, Vorsitzender des Verkehrsausschusses, geht es "an den Bedürfnissen vorbei, wenn wieder eine Straße eingezogen wird". Es werde auch nicht klar, weshalb man sich für eine Einbahnstraße für Autos entschieden habe. Einzig den Radweg in der Mitte begrüßt er. "Ich bin verwundert, wie die Stadt auf Basis der Öffentlichkeitsbeteiligung zu diesem Ergebnis gekommen ist", sagt Grünen-Fraktionschef Norbert Czerwinski.

Bürger, die an der Öffentlichkeitsbeteiligung teilgenommen haben, aber auch befragte Einzelhändler und Kunden plädierten für eine Fußgängerzone. Der vorgelegte Kompromiss sei inkonsequent: "Dieses verschwurbelte Konzept wird nicht funktionieren." Deshalb fordere seine Fraktion weiterhin eine autofreie Schadowstraße.

Auch Ulrich Biedendorf von der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer (IHK) kann das Konzept nicht verstehen. Die IHK hatte im Herbst 2500 Passanten und mehr als 300 Händler befragt — die Mehrheit für eine Fußgängerzone war deutlich. "Jetzt sollen Verkehrsverbindungen, die es seit zwei Jahren nicht mehr gibt, wieder geöffnet werden." Zudem habe beim Fachforum der Stadt sein Kollege aus Hamburg vor einer solchen Mischlösung gewarnt: "Eine Fahrspur hat eine trennende Wirkung, der Radweg verstärkt das noch."

(anch/ila)
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