Verkehr in Düsseldorf Tempo 30 - zwei Drittel fahren schneller

Die Messungen der Stadt Düsseldorf zeigen: Oft hält sich nur eine Minderheit der Autofahrer ans Limit, in einigen Straßen liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit viel höher. Die Polizei meldet eine starke Zunahme von Unfällen durch zu hohes Tempo.

 Ein Polizist misst an einer Straße in Düsseldorf die Geschwindigkeit der Autofahrer.

Ein Polizist misst an einer Straße in Düsseldorf die Geschwindigkeit der Autofahrer.

Foto: dpa, Jan-Philipp Strobel

Wer sich in Düsseldorf ans Tempolimit hält, gehört zur Minderheit. Das legen jetzt Messdaten aus dem Stadtbezirk 1 (u.a. Altstadt, Derendorf, Pempelfort und Stadtmitte) nahe. Das Ordnungsamt hatte dort im vergangenen Jahr in verschiedenen Tempo-30-Zonen seine Messgeräte im Einsatz, meist in Kombination mit einer Tafel, die Fahrer über ihre Geschwindigkeit informiert. Die Ergebnisse: Teilweise liegen sogar fast zwei Drittel der Autos über der Höchstgeschwindigkeit.

Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner sieht Handlungsbedarf. "Wir müssen uns das Straße für Straße anschauen und überlegen, ob wir bei Problemfällen wie der Glockenstraße und der Hugo-Viehoff-Straße beispielsweise Blumenkübel aufstellen", sagt sie. Diese beiden Straßen hatten die höchsten Werte erreicht. Allerdings gäbe es bei baulichen Eingriffen enge Grenzen. "Die früher beliebten Schwellen gelten inzwischen als ungeeignet, weil sie Autos immer wieder beschädigt haben." Begrüßen würde Spillner auch den weiteren Ausbau der Hinweistafeln mit lächelndem oder traurigem Smiley. "Früher gab es nur zwei pro Bezirk, inzwischen mehr. Das sollte man ausbauen."

Das Ordnungsamt ist mit den Tafeln in der gesamten Stadt im Einsatz. Die Ergebnisse werden den Bezirksvertretungen regelmäßig vorgestellt. Dabei zeigt sich auch an dem aktuellen Beispiel, dass sich die Geschwindigkeiten zwischen den Straßen erheblich unterscheiden. Geringe Überschreitungen von rund fünf km/h sind häufig nachzuweisen. Maßgeblich für die Behörden ist die tatsächlich gefahrene Höchstgeschwindigkeit von 85 Prozent der Fahrer (V85). Diese liegt häufig deutlich über dem Limit. Bei so hohen Werten wie an der Glockenstraße (V85: 39 km/h) - dort sind fast zwei Drittel der Fahrzeuge zu schnell - sind Polizei und Ordnungsamt aufgefordert, verstärkt zu kontrollieren - "im Rahmen ihrer technischen und personellen Möglichkeiten", wie es heißt.

Für die Polizei ist zu hohe Geschwindigkeit ein großes Thema. Die Zahl der Verkehrsunfälle in Düsseldorf, an denen zu hohes Tempo schuld war, steigt deutlich. Im Jahr 2016 waren es 769 Fälle, das ist eine Zunahme von 31,2 Prozent in drei Jahren. Auch die Zahl der erwischten Raser hat sich deutlich erhöht. Die Daten des Ordnungsamts für einzelne Straßen erlauben keine Analyse von Trends, heißt es von dort auf Anfrage.

Sanktionen bei der Durchsetzung von Tempo-30-Zonen hält Verkehrsexperte Ferdinand Dudenhöffer gerade in belebten Großstadtvierteln für unverzichtbar. "Geldstrafen tun weh, Punkte in der Flensburger Kartei noch mehr. Ohne solche Sanktionen wird es nicht gehen", sagt der Hochschullehrer von der Universität Duisburg-Essen. "Nur mit Smileys und Appellen kann man keine Verhaltensänderung erreichen. Nach meiner Einschätzung kann das sogar in ein Laissez-Faire-Verhalten münden." Zusätzliche Kontrollen hält Dudenhöffer für gut. "Wichtig ist, dass auch veröffentlicht wird, wie viele Raser hohe Geldstrafen und Punkte erhalten oder ihren Führerschein verloren haben."

(RP)
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