Düsseldorf Ehefrau getötet: Gerichtsmediziner widerspricht Angeklagtem

Düsseldorf · Jedes Detail klärt das Landgericht jetzt im Mordprozess gegen einen Ex-Bodyguard (39), der beruflich auch Verona Pooth betreut haben soll. Vor einer Woche hatte der Angeklagte gestanden, seine 49-jährige Ehefrau im August 2015 abends in der Ehewohnung in Rath gewürgt, erdrosselt und die Leiche verstümmelt zu haben. Die Anklage geht von heimtückischem Mord aus, der Angeklagte bestreitet das. Gestern hörte das Gericht weitere Zeugen und einen Gerichtsmediziner. Der beschrieb die Wirkung jenes Mittels, das der Angeklagte der Frau schon vormittags heimlich verabreicht hatte.

Der 39-Jährige ließ zu Prozessbeginn über seine Anwälte vortragen, er habe seine Frau nur mit dem Schlafmittel betäubt, weil er keine Vorwürfe mehr wegen seines Alkohol- und Drogenkonsums hören wollte. Als sie am Nachmittag zu sich gekommen sei, habe es wieder Streit gegeben, sie habe ihn geohrfeigt und sei dann erneut eingeschlafen. Erst am Abend, als sie angeblich wieder wach wurde und der Streit weiter ging, habe er sie mit einem Griff aus dem Kampfsport von vorn am Hals gepackt. Als sie zusammensank, habe er unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen spontan beschlossen, sie mit Kabelbindern zu erdrosseln. Heimtückisch sei das aber nicht gewesen.

Ein wichtiges Detail erklärte ein Gerichtsmediziner gestern jedoch für "eher unwahrscheinlich". Trotz hoher Dosierung des Schlafmittels hätte das Opfer zwar nachmittags geweckt werden können, wäre dann auch zu körperlichen Handlungen fähig gewesen. Aber der Experte verglich die Wirkung des Schlafmittels mit einer Narkose. Daraus könne man erwachen - aber dass die Frau dann bis zum Abend in ihren Dämmerzustand zurückgefallen sei, sei "wenig wahrscheinlich". Ob es den vom Angeklagten behaupteten "Zwischen-Streit" samt Ohrfeige gab, ist also unklar.

Eindeutig war nur die Aussage eines Freundes, zu dessen Wohnung der 39-Jährige am Abend per Taxi gefahren war. Dort habe er weinerlich berichtet, er habe mit der Frau gestritten, sie hätten sich getrennt, jetzt würde die 49-Jährige "schlafen". Weil dem Freund das "komisch vorkam" und der "schwankende" Angeklagte "ziemlich daneben" gewirkt habe, schlug der Freund spätabends Alarm, rief die Tochter des Opfers an und bat sie, in der Wohnung nach der Frau zu sehen. Dabei entdeckte die Tochter dann die Leiche ihrer Mutter, alarmierte die Polizei. Der Prozess geht weiter.

(wuk)
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