Düsseldorf Eine Chronik der Gewalt in der Altstadt

Düsseldorf · Die Altstadt zählt zu den Partyhochburgen Deutschlands. Mittlerweile aber hat sie vor allem den Ruf, gefährlich zu sein. Gerade an Wochenenden und zu fortgeschrittener Stunde entfalten Alkohol, Drogen und Menschenmassen ihre Wirkung. Die Zahl der Delikte nimmt zu. Eine Chronik von Gewalt und Randale der jüngsten Vergangenheit.

Gewalt und Randale in der Düsseldorfer Altstadt
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Foto: Berger

Am Wochenende hat sich in der Altstadt erneut ein blutiger Zwischenfall ereignet: Drei Männer geraten am frühen Sonntagmorgen in einen Streit. Ein 24-Jähriger erleidet schwere Schnittverletzungen. Und auch die anderen beiden Männer werden leicht verletzt. Die Düsseldorfer Polizei ermittelt gegen einen 35-Jährigen aus Mettmann wegen Körperverletzung.

Fälle wie diese vom vergangenen Wochenende mehren sich. Und das, obwohl die Altstadt flächenmäßig der zweitkleinste Stadtteil der Landeshauptstadt ist. Nur wenige hundert Menschen wohnen zwischen Wallstraße im Süden und Ratinger Straße im Norden. Doch an Wochenenden strömen tausende Menschen in die Altstadt, um sich zu vergnügen.

Chronik: Kriminalität in der Düsseldorfer Altstadt
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Foto: Christoph Göttert

300 Kneipen, Cafés, Restaurants und Diskotheken auf engstem Raum wirken anziehend auf das feierlustige Volk. Doch beim Feiern bleibt es nicht immer: Je höher der Alkoholpegel desto höher ist das Aggressionspotenzial. Die Hemmschwelle sinkt, und schon fliegen Fäuste.

Anzahl der Delikte steigt

Mann schwer verletzt: Blutiger Streit in der Altstadt
11 Bilder

Mann schwer verletzt: Blutiger Streit in der Altstadt

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Die Zahl der Vorfälle hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Beleidigungen, Raub, Schlägereien - und sogar einen Todesfall in Folge von Streitigkeiten hat es in der jüngsten Vergangenheit gegeben. Die Altstadtwache der Polizei reagiert: Sie verschärft die nächtlichen Kontrollen und weitet die Videoüberwachung aus.

Doch die Anzahl der Delikte steigt weiter. Im Jahr 2012 zählte die Polizei in der Altstadt insgesamt knapp 6000 Straftaten, unter den Augen der Kameras waren es 1076. Ein Jahr später war die Gesamtzahl bei 7048, die im bewachten Bereich auf 1576 Fälle.

Aufgeschlüsselt nach Delikten sah die Bilanz wie folgt aus: 2013 gab es 174 Fälle von Straßenraub (2012: 93), 648 Körperverletzungen (713), 243 gefährliche Körperverletzungen (242) und 3067 Taschendiebstähle (1412). Im Bereich der Videokameras gab es 33 mal Straßenraub (2012: 28), 211 Körperletzungen (184), 102 gefährliche Körperverletzungen (99) und 614 Taschendiebstähle (182).

Angriffe gegen Beamte

Immer häufiger stehen auch die Beamten, die eigentlich für Sicherheit und Ordnung sorgen sollen, im Fokus der Angriffe. Verbale Attacken gehören zum Alltag. Im Mai 2013 griffen 300 Chaoten des 1. FC Nürnberg die Beamten an. Die Attacke traf die Polizei unvermittelt.

Streifenbeamte sollen daher - nach dem Vorbild amerikanischer Polizisten - in Düsseldorf mit Mini-Videokameras bei ihren Einsätzen auf der Schulter unterwegs sein, um gefährliche Situationen zu dokumentieren.

Vor kurzem äußerten sich die beiden Polizeigewerkschaften in NRW positiv. "Die Kameras sind sinnvoll. Sie sollen natürlich nur punktuell in Brennpunktvierteln und nicht flächendeckend eingesetzt werden", sagte Arnold Plickert, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei, unserer Redaktion. Die Düsseldorfer Altstadt biete sich als Testgebiet an.

Düsseldorfer meiden Altstadt

Viele Düsseldorfer fühlen sich angesichts des wachsenden Gewaltpotenzials nicht mehr sicher in der Altstadt. Sie meiden den Kern und beklagen zudem die "Mallorcanisierung" der Bolker Straße mit Einrichtungen wie Ballermann 6 oder Oberbayern. So überlassen sie die Straße den zahlreichen Touristen, Fußball-Fans und Junggesellenabschieden, die sich jedes Wochenende durch die engen und überfüllten Gassen drängeln.

(nbe)
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