Kolumne Auf Ein Wort Gemeinsames Engagement

Düsseldorf · Ein Gespräch über Willkommenskultur und Flüchtlingshilfe.

 Heinz Frantzmann (l.) und Thorsten Nolting sagen: "Es gibt ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit."

Heinz Frantzmann (l.) und Thorsten Nolting sagen: "Es gibt ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit."

Foto: endermann

Nolting Seit vielen Jahren machen wir als Kirchenkreis und Diakonie Flüchtlingsberatung, unterstützen bei Asylverfahren und bei der Integration von Jugendlichen. Als wir nun Flüchtlingen Wohnraum zur Verfügung stellen wollten, war ich unsicher, ob das Umfeld mitziehen würde. In einem Gottesdienst in der Tersteegen-Kirchengemeinde gab ich bekannt, dass wir unser Tersteegenhaus, ein gut bewohnbares Pflegeheim, für Flüchtlinge zur Verfügung stellen - die Reaktion war Beifall. Ich hatte eher mit kritischen Fragen gerechnet. Stattdessen war die Frage sofort: "Wie können wir helfen?"

Frantzmann Manchmal braucht es einen bestimmten Zeitpunkt - einen Kairos, sagt die Bibel. Den kann man nicht erzwingen, sondern er fällt einem vom Himmel vor die Füße. Diese Situation habe ich in vielen Kirchengemeinden erlebt. Die ehrenamtliche Bereitschaft, sich für Flüchtlinge zu engagieren, zeigt kreative Wirkung für alle Beteiligten.

Nolting Dies gilt auch für die Wohlfahrt. Wir haben uns mit den anderen Verbänden wie der Awo, Caritas und dem DRK darüber verständigt, wie wir so viel Engagement wie möglich organisieren können. Derzeit klappt es fantastisch am Flughafen-Fernbahnhof. Erst waren wir als Diakonie sehr gefragt, jetzt arbeiten wir in Teams zusammen.

Frantzmann Aber auch in den Stadtteilen haben sich "Runde Tische" gebildet, an denen die Kirchen, die Wohlfahrtsverbände, die Verwaltung und Politik, aber auch Vereine und Initiativen respektvoll zusammenarbeiten. Es gelingt uns, den Flüchtlingen ein "Willkommen" zu gestalten, sie aufzunehmen im Stadtteil.

Nolting So wie die Gesellschaft im Ganzen sind auch wir als Kirche herausgefordert, konkret zu helfen, aber ähnlich wie der "barmherzige Samariter" nicht auf Dankbarkeit zu setzen, sondern einfach die Situation zu verbessern. Zugleich kommt auch frischer Wind in die Kirche. Ehrenamtliche, die wir vorher nicht kannten, entdecken ihr Gemeindehaus und ihre Kirche neu. Auch Flüchtlinge finden einen Ort außerhalb der Unterkünfte und erleben einen Dialog der Religionen, ohne dass er aufdringlich ist.

Frantzmann Die Zusammenarbeit mit Flüchtlingen und das ehrenamtliche Engagement verändern unsere Gesellschaft. Es entsteht ein neues Wir-Gefühl, das den Flüchtlingen hilft und den Menschen im Stadtteil ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit gibt. Für mich ist das eine lebendige Übertragung des biblischen Gedankens "Suchet der Stadt Bestes".

DIE PFARRER UND AUTOREN HEINZ FRANTZMANN UND THORSTEN NOLTING ARBEITEN BEIDE BEI DER DIAKONIE DÜSSELDORF.

(RP)
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