Illegale Sprühereien in Düsseldorf Graffiti: Polizei hat kaum Erfolge

Düsseldorf · Nur bei einem kleinen Teil der illegalen Sprühereien wird der Täter ermittelt. Oft reichen die Beweise gegen die meist jugendlichen Täter nicht aus. Die Polizei speichert die "Tags" in einer Datenbank. Sie ist für die Aufklärung auf Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.

 In der Nähe von Bahnanlagen - wie hier unter der S-Bahn-Brücke über die Hüttenstraße - wird viel gesprüht. Die Täter werden selten gefunden.

In der Nähe von Bahnanlagen - wie hier unter der S-Bahn-Brücke über die Hüttenstraße - wird viel gesprüht. Die Täter werden selten gefunden.

Foto: Bretz, Andreas

Wer steckt hinter "NEU"? Immer wieder wird diese Buchstabenkombination illegal auf Brücken und Wände gesprüht. Charakteristisch ist dabei, dass das "E" mit drei waagerechten Linien nur angedeutet wird. In Düsseldorf, aber auch in Städten in der Umgebung hat die Polizei den Schriftzug gefunden. Wer ihn sprüht, wissen die Beamten nicht, nicht einmal, ob vielleicht eine ganze Gruppe für die Sprühereien verantwortlich ist.

Die "NEU"-Sprayer sind nur einer von vielen Graffiti-Fällen, die die Polizei in Düsseldorf beschäftigen. 776 Fälle mit illegalen Sprühereien wurden allein im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt angezeigt. Die Aufklärungsquote ist gering: Nur in 83 dieser Fälle konnte bisher der Täter ermittelt werden, das ist weniger als jeder neunte Fall. Im Jahr 2010 wurden 1048 Taten verzeichnet, von denen 166 aufgeklärt wurden. Vorher gab es keine eigene Statistik zu Graffiti.

Bearbeitet werden die Straftaten in Düsseldorf meist im Kriminalkommissariat (KK) 36 — der Abteilung Jugendkriminalität. Drei Sachbearbeiter sind dort auf Graffiti spezialisiert. Die Zuständigkeit dieses Kommissariats ergibt sich daraus, dass die meisten Täter jünger als 21 Jahre sind und deshalb sicher oder — wenn sie älter als 18 Jahre sind — vielleicht unter das Jugendstrafrecht fallen.

Die geringe Erfolgsquote zeigt, wie schwierig die Ermittlungen in Sachen Graffiti sind. Mit einer Datenbank versuchen die Beamten, den häufig mehrfach in Erscheinung tretenden Tätern auf die Spur zu kommen. Jede angezeigte Schmiererei wird fotografiert und vermerkt. Wenn ein Verdächtiger gefunden wird, wird geprüft, ob sein "Tag", also sein wiederkehrendes Zeichen, schon vorher an anderen Stellen gefunden wurde. So sollen Serientäter überführt werden.

Auch durch die verdeckte Beobachtung der Szene erhoffen sich die Beamten Hinweise, wer in der Landeshauptstadt mit der Spraydose um die Häuser zieht. An oft von Sprayern besuchten Orten werden zudem Einsatztrupps vorbeigeschickt und legen sich auf die Lauer.

Selbst wenn ein Verdächtiger gefunden wird, ist es aber oft schwierig, die Taten nachzuweisen. Das gilt auch, wenn das "Tag" wiederholt gefunden wurde. "Selbst wenn wir einen Täter auf frischer Tat schnappen und kurz vorher zwei Straßen weiter dasselbe Zeichen gesprüht wurde, gibt es oft ein Problem, einen Zusammenhang zu beweisen", sagt der Leiter des KK 36, Wolfgang Wierich.

Bessere Erfolgsaussichten haben die Ermittler, wenn es Zeugen gibt. Die Polizei empfiehlt deshalb, unbedingt zügig 110 zu wählen, wenn eine Schmiererei bemerkt wurde. Die Polizei rückt dann zum "Klinkenputzen" in die Nachbarschaft aus. "Manchmal findet sich zum Beispiel eine alte Frau, die nachts nicht schlafen konnte und zufällig zur richtigen Zeit aus dem Fenster geschaut hat", sagt Wierich.

Weil die Täter häufig Jugendliche sind, setzt die Polizei in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft oft auf Erziehung statt Strafe — denn das wichtigste Ziel für die Strafbehörden ist es, dass die Täter nicht rückfällig werden. Seit zwei Jahren gibt es das Projekt "Einwandfrei", bei dem Sprayer, die zum ersten Mal auffällig geworden sind, ihre illegalen Werke selbst entfernen und so einer Jugendstrafe entgehen können. "Wir haben damit gute Erfolge", sagt Wierich.

Bis es so weit ist, müssen die Täter allerdings erst einmal gefunden werden. Bei der "NEU"-Gruppe ist das noch nicht gelungen. Die Polizei ermittelt weiter — und hofft, dass sie beim nächsten Mal Erfolg hat.

(RP/ila)
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