Düsseldorf Auf der Suche nach den Ursprüngen des Sammelns

Düsseldorf · Die Ausstellung "Sammelsurium" im Hauptmann-Haus rückt Lieblingsstücke von Düsseldorfer Sammlern in den Fokus.

 In Gabriele Kerkhoffs "Wunderschrank" wird den Besuchern ein Einblick in den reichhaltigen Fundus der Künstlerin gewährt.

In Gabriele Kerkhoffs "Wunderschrank" wird den Besuchern ein Einblick in den reichhaltigen Fundus der Künstlerin gewährt.

Foto: Ilona Gonsior/GHH

Was haben 700 Eierbecher, eine Handvoll verwitterte Grabkreuze und Comtoise-Uhren aus vergangenen Jahrhunderten gemeinsam? Sie alle sind Teil der Ausstellung "Sammelsurium. Von der Magie des Sammelns", die nun im Gerhart-Hauptmann-Haus zu sehen ist. Vereint sind die Besitztümer von 16 Sammlern aus Düsseldorf.

Meist ist es ja so eine Sache mit dem Sammeln: beliebiger Kram über Jahre hinweg angehäuft, oft sind es ähnliche Objekte. Warum das so ist? Das weiß man nicht immer genau. Überlegungen, warum Menschen Dinge sammeln, gibt es viele: Psychologische Erklärungsansätze gehen von einem möglichen Ur-Trieb aus, während Soziologen von einer anthropologischen Grundkonstante sprechen. Aus kunsthistorischer Sicht stellt sich die Frage, ob die Tätigkeit des Sammelns eine existenzielle Kulturtechnik oder aber philanthropisches Hobby ist.

Will der Sammelnde der Nachwelt etwas Bleibendes hinterlassen? Oder kultivieren Sammler nur einen Spleen und haben einen Hang zur Zwangsneurose, einem Kontrollwahn oder Messietum?

Beeindruckend ist dabei vor allem Gabriele Kerkhoffs "Wunderschrank", eine Installation, in der sie einige ihrer Fundstücke präsentiert. Am Anfang von Wunderschränken, sagt die Künstlerin, stand die Idee einer geheimnisvollen, magischen Korrespondenz zwischen Mensch und Natur. Im 20. Jahrhundert arbeiteten Künstler wie Schwitters, Duchamp, Breton oder die Surrealisten mit dem Modell. "Mich haben Wunderschränke und Devotionalienschreine schon immer fasziniert, als Kind waren es die Puppenstuben mit ihrer eigenen Welt im Kleinformat", sagt Kerkhoff. Die Gegenstände für die Sammlung habe sie unterwegs gefunden. Sie löst ihre Fundstücke aus ihrer alten Bedeutung und setzt sie neu zusammen. Daraus sollen beim Betrachter eigene Bilder und Assoziationen entstehen.

Ein weiterer Hingucker der Ausstellung ist Uta Dapprichs Schweinefiguren-Sammlung. Eine Beziehung zu echten Artgenossen hat sie bei ihren Besuchen im Streichelzoo aufbauen können. Bei den "unechten" Schweinen, also ihrer Figurensammlung, gefallen ihr deren unterschiedliche Erscheinungsformen - von der fast naturgetreuen Darstellung bis zum krassen Kitsch.

Ein schöner Nebeneffekt beim Sammeln sei, dass hin und wieder neue Exemplare dazukämen, die auf Reisen entdeckt wurden, sagt Dapprich. Auch Freunde unterstützen sie tatkräftig: "Sie wollen mich mit neuen Stücken beglücken", sagt die Sammlerin und lacht. "Sie entdecken ein Schweinchen oder etwas mit Schweine-Deko und denken dabei an mich." Auch Dieter Sonnenschein hat seine Leidenschaft in die Schau eingebracht: Er präsentiert eine beachtliche Anzahl von Kunstbibeln. In Kontakt mit Bibeln kam Sonnenschein zum ersten Mal beim Konfirmationsunterricht, wo ihm gleich drei Bibeln geschenkt wurden. Damit begann seine Passion für die Heilige Schrift. Vor 20 Jahren wurde ihm eine Bibel mit Illustrationen von Marc Chagall geschenkt. Das war der Auftakt zu einer heute 20 Kunstbibeln umfassenden Sammlung. Sein Lieblingsstück ist eine von Friedensreich Hundertwasser gestaltete. "Er hat den Einband jeder Bibel einzeln gemacht, aber nicht signiert", erklärt der Sammler.

Das Konzept und die Realisation der Ausstellung stammt von der Projektgruppe "Wir sammeln Sammler" der Initiative "Keyworker Oberkasselplus", die sich schon vor einem Jahr auf die Suche nach einem Ort zur Umsetzung ihrer Idee machte.

Info "Sammelsurium. Von der Magie des Sammelns", Ausstellung vom 26. Januar bis 3. März 2017. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90. Di. - Fr. 11-18 Uhr.

(RP)
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