Düsseldorf Das Wunderkind der Abstraktion

Düsseldorf · Der amerikanische Künstler Frank Stella ist zu Gast in Düsseldorf. Zu sehen sind seine neuen Arbeiten in 3D-Technik.

 Skulptur aus Kunststoff und Edelstahl, gefertigt nach einer Lithografie.

Skulptur aus Kunststoff und Edelstahl, gefertigt nach einer Lithografie.

Foto: Galerie Strelow

Drei Dinge sind es, die Frank Stella und Hans Strelow seit mehr als 40 Jahren zusammenschweißen. Die Freundschaft, die Leidenschaft für die Kunst und das Geschäft. Mit Werken des US-Giganten, der mit kühler Abstraktion die Malerei in immer neue Formate und Dimensionen zu überführen vermochte, bestritt Strelow seine erste Einzelausstellung in der Galerie am Luegplatz. 1971 war das, der Galerist gerade 30, der Künstler vier Jahre älter und in den Staaten auf einen Schlag berühmt geworden mit seiner Serie von schwarzen Bildern.

 "Schwarze Weisheit" heißt diese Lithografie aus dem Jahr 2000.

"Schwarze Weisheit" heißt diese Lithografie aus dem Jahr 2000.

Foto: Strelow

Man kannte sich schon seit 1965. Der angehende FAZ-Korrespondent hielt sich damals zum ersten Mal in den USA auf, um Künstler zu besuchen, darunter Stella. Ab 1968 berichtete Strelow über das Wunderkind der abstrakten Malerei, das seine erste große Ausstellung im Museum of Modern Art hatte. "Ich habe schon als Schreiber die Künstler geliebt", sagt Strelow, "nie fertig gemacht." Als er seine eigene Galerie eröffnete, empfand er das erst recht als wichtig. Strelow ist einer von der Sorte Galeristen, die Netzwerke aufbauen und unterhalten, die Künstler-Beziehungen über Jahrzehnte pflegen. Und wenn es gelingt, was nicht selten ist, wird sogar Freundschaft draus.

 Diese Arbeit ist im Original mehr als zwei Meter hoch.

Diese Arbeit ist im Original mehr als zwei Meter hoch.

Foto: Galerie Strelow

Im vergangenen Jahr kam der in New York lebende Frank Stella ihn besuchen, meldete sich von heute auf morgen an, weil er mit seinem Galeristen die Ausstellung der Henkel-Sammlung im K 20 besuchen wollte. In dieser exquisiten Kollektion sind auch Stella-Bilder. Gabriele Henkel hatte früh Stellas Güte erkannt und Werke erworben für die Firmensammlung. Heute dürften sie von unschätzbarem Wert sein.

Leider ist Stella in diesem Jahr, da Strelow den 80-jährigen zum siebten Mal mit neuen Arbeiten zeigt, nicht zur Vernissage angereist. Immerhin wurde die Galerieausstellung von ihm mitkuratiert und wertig bestückt. An der Eine-Million-Dollar-Grenze kratzen die Preise, mit ein paar hunderttausend ist man schnell dabei, ab rund 30.000 gibt es bemalte Drucke wie "La penna die Hu" von 1985, die als Vorlage seiner Skulpturen dienten, welche er auch Paintings (Gemälde) nennt.

Eine Übersichtsschau über die Entwicklung in den vergangenen drei Jahrzehnten bietet Strelow in der Galerie: Drucke, Collagen und die seit etwa zehn Jahren betriebene "K-Serie" sind zu besichtigen. Stella ist begeistert vom computerunterstützten dreidimensionalen Konstruieren; diese CAD-Simulationen, die er für alle größeren Werkgruppen genutzt hat, erlauben ihm, vollständiger zu beobachten, wie sich Form in den Raum bewegt und fügt. Stella: "Virtueller Raum hat keinen Boden. Das ist das Schöne daran. Es geht darum, sich vom Boden zu lösen, um alle Dimensionen und Standpunkte zu erforschen."

Mit 3-D-Druckern erschafft er ein Bild im Raum, dabei hat er Musik im Kopf, Scarlattis Kompositionen für Cembalo etwa. Das Kombinieren von leichtgewichtigen Aluminium-Linien und gebogenen Kunststoff-Ebenen, die aus diesem Prozess entstehen, ermöglicht Stella, vollplastische Kompositionen zu schaffen, die im Raum schweben und dennoch an der Wand und am Boden befestigt sind.

Wer auch nicht im Traum dran denkt, einen echten Stella zu erwerben, ist dennoch willkommen im Weltkunst-Museum auf Zeit.

(RP)
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