Düsseldorf Heidi Mahler bruukt'n Walzer in'n Kopp

Düsseldorf · Ohnsorg-Theater war vorgestern: Die Schauspielerin gastiert mit dem Stück "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" in der "Komödie".

Jetzt tanzt sie wieder. Und diesmal auch in Düsseldorf. "Ich freu mich so", sagt Heidi Mahler. "Diese Rolle ist mir dermaßen ans Herz gewachsen, dass ich sie am liebsten gar nicht mehr abgeben möchte. Dabei bin ich nur durch einen Zufall an sie gekommen."

Das ist acht Jahre her. Damals sollte "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" in Stuttgart mit den Kessler-Zwillingen besetzt werden. Das zerschlug sich, und Heidi Mahler sprang kurzfristig ein. "Hals über Kopf musste ich meinen Text lernen und die Tanzszenen einstudieren", erzählt die Schauspielerin. "Sechs Kilo nahm ich dabei ab. Ich hatte auch gar kein Bedürfnis zu essen, alles konzentrierte sich nur auf die Proben. Erst nach der Premiere habe ich gemerkt, wie toll das Stück ist."

Sie spielte es über mehrere Jahre in etlichen Städten und mit wechselnden Partnern - immer mit großem Erfolg. Derzeit probt sie für die Inszenierung an der "Komödie" (Steinstraße), am 4. Februar ist Premiere. "Und wieder macht es mir riesigen Spaß", berichtet sie vergnügt. "Das intensive Tanzen bleibt zwar kräftezehrend, aber inzwischen fällt es mir leichter. Zumal wir mit Roman Frieling einen wunderbaren Lehrer haben. Der zwiebelt uns ganz schön und sagt immer, Heidilein, rum, rum, rum, halt die Beine gestreckt und auch die Finger." Ihr Partner Maximilian Claus ist neu in die Produktion eingestiegen. "Der tanzt gern, und der tanzt gut", berichtet sie zufrieden.

In der heiter-melancholischen Komödie von Richard Alfieri engagiert die rüstige Witwe Lily Harrison einen jungen Privatlehrer, der ihr ein besseres Taktgefühl und die richtigen Schritte beibringen soll. Beim Üben herrscht Harmonie, aber sonst kracht es gewaltig zwischen dem ungleichen Paar. Bis es sich Szene für Szene näherkommt. "Lilys Gefühle sind verschüttet", sagt Heidi Mahler. "Es geht ihr in Wahrheit nicht ums Tanzen, sie will nur einen Menschen um sich haben und nicht länger einsam sein."

Die Hamburgerin gastiert zum ersten Mal in Düsseldorf. Groß geworden ist sie im doppelten Sinn im "Ohnsorg"-Theater. Ihr Vater Hans Mahler war Intendant der beliebten Bühne, ihre Mutter Heidi Kabel deren Seele und Kultfigur. 1964 gab Heidi Mahler ihr Debüt und blieb dem Haus bis 1984 verbunden. Dann büxte sie aus, spielte ein Stück im "Thalia"-Theater und eines in Bonn. Das große Glück aber blieb ihr versagt. "Ich war arbeitslos", gibt sie unverblümt zu. "Eine ganz grauenhafte Erfahrung. Du lebst im luftleeren Raum und hast keine Ahnung, was du machen sollst." Nach 20 Jahren "Ohnsorg"-Theater hätte man sie in die Dialekt-Schublade gesteckt und ihr wenig andere Rollen zugetraut, sagt sie, "dabei hatten wir dort einen runden Spielplan und keineswegs nur die lustigen Volksstücke wie im Fernsehen".

Ihre Rettung war der Bauernhof in der Eifel, den sie damals mit ihrem Ehemann Michael Koch von dessen Großeltern übernahm und bewirtschaftete. "Ich wühlte mit Lust in der Erde, baute Kartoffeln und Gemüse an. Die Liebe zur eigenen Scholle habe ich von meinem Vater geerbt, der verbrachte jede freie Minute bei der Gartenarbeit." 1989 kehrte Heidi Mahler ans Hamburger "Ohnsorg"-Theater zurück, spielte erneut an der Seite ihrer Mutter und übernahm in späteren Jahren deren legendäre Rollen. Im Frühling inszeniert Michael Koch dort wieder den Renner "Tratsch im Treppenhaus".

Heidi Mahler spürt ein inniges warmes Gefühl, wenn sie auf der vertrauten Bühne steht. "Auch weil die niederdeutsche Sprache so wunderschön und so reich ist", fügt sie hinzu. "Man kann enorm viel damit ausdrücken. Mutter schimpfte mit uns immer auf Plattdeutsch, dann klang das schon nicht mehr so schlimm."

Bedeutet Hamburg noch Heimat für sie? "Nein", antwortet sie schnell. "Meine Heimat ist schon lange unser Hof. Wir wollen von dort nie wieder weg." Dennoch genießt die 71-Jährige ihre Ausflüge in die Großstadt. Im Moment fressen noch die Proben ihre Freizeit. "Vielleicht ganz gut, dann gerate ich nicht in Versuchung", meint sie lachend. "Aber nach der Premiere werde ich mich sicher öfter in den Düsseldorfer Geschäften tummeln."

(RP)
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