Düsseldorf Mit dem Elektro-Kescher durch den Altrhein

Düsseldorf · Mit einer Elektrobefischung haben Experten den Fischbestand im Altrhein kontrolliert und eine große Vielfalt festgestellt.

 Mit einem Elektro- und einem üblichen Kescher kontrollieren Claus Bode (li.) und Tobias Krause den Fischbestand im Altrhein.

Mit einem Elektro- und einem üblichen Kescher kontrollieren Claus Bode (li.) und Tobias Krause den Fischbestand im Altrhein.

Foto: Anne Orthen (3)

"Nase bis fünf, Rotauge bis zehn", sagt Claus Bode seinem Kollegen Tobias Krause. Er muss nicht laut sein, um das Plätschern des Altrheins an diesem Morgen zu übertönen. Immerhin regnet es nur leicht, während die beiden Biologen durch den Altrhein in Urdenbach waten. Sie tragen zwei Kescher vor sich, was ein bisschen wie eine seltsame Prozession aussieht. Dabei machen Bode und Krause eine "elektronische Bestandsaufnahme" der Fische.

Vor drei Jahren wurden in einem Renaturierungsprojekt zwei Stellen im Deich des Urdenbacher Altrheins durchbrochen. Dadurch hat sich der Fluss nicht nur mit dem Garather Mühlenbach verbunden, sondern es entstand eine Auen-Landschaft. Deshalb sollen eigentlich mehr Fische, vor allem aber verschiedene Fische hier leben. Bode von der Unteren Fischereibehörde und Krause vom Gartenamt sollen das nun überprüfen. Mit einer auf den ersten Blick etwas martialischen Methode.

 Der Hasel ist eine kleinwüchsige Unterart der Karpfenfische und nutzt den Altrhein zum Laichen.

Der Hasel ist eine kleinwüchsige Unterart der Karpfenfische und nutzt den Altrhein zum Laichen.

Foto: Anne Orthen

Seit 8 Uhr zählen sie an der Mündung des Altrheins in den Rhein nun Fische, nur eine von insgesamt vier Stellen, an der sie arbeiten. Um möglichst viele Fische zu Gesicht zu bekommen benutzen sie einen Elektro-Kescher, der auf Knopfdruck rund 300 Volt in den Metallrahmen jagt. Bode hat eine spezielle Ausbildung zur Nutzung bekommen - für den Privatgebrauch ist diese etwas unsportlich anmutende Art des Fischfangs gänzlich verboten. Durch eine Kupferlitze, die als Minuspol im Wasser treibt, entsteht in einem Radius von etwa vier Metern ein kurzzeitiges Spannungsfeld, das die Fische betäubt und somit in den Kescher von Krause treibt. Verletzt werden die Fische durch die Methode nicht, versichern die beiden, dafür bekomme man aber relativ schnell einen Überblick, welche Arten sich im Altrhein heimisch fühlen, sagt Bode. Die beiden waten stromaufwärts, so kommt kein Fisch zweimal in die Zählung. Der Regen hat inzwischen nachgelassen. Bode lässt die 300 Volt noch einmal surren.

Anfangs gelangen nur wenige Fische in den Kescher. Aber dann: "Ein Aal, dazu noch ein großer!", sagt Bode. "Seit zwei Jahrzehnten werden diese Fische immer seltener. Ihr Auftauchen im Fluss ist schon etwas Besonderes", sagt er. Die vom Aussterben bedrohten Aale schlüpfen nur in der Saragossa See östlich von Florida, südlich der Bermuda-Inseln, schwimmen dann 5000 Kilometer bis in den Rhein, um sich hier zu paaren. Bei der vorherigen Messung vor zwei Jahren hatten Bode und Krause keine Aale erwischt. Heute gehen ihnen drei - mit einer Länge von über 60 Zentimetern - ins Netz.

 Die Wollhandkrabbe stammt ursprünglich aus China und verdrängt die heimischen Krabbenarten.

Die Wollhandkrabbe stammt ursprünglich aus China und verdrängt die heimischen Krabbenarten.

Foto: Anne Orthen

Beim Blick auf das Protokoll stellt Bode fest, dass sich seine Befürchtungen, das Austrocknen des Mühlenbaches im Sommer könnte für einen Rückgang des Bestands sorgen, nicht bewahrheitet haben: "Viele Fische haben überdauert. Zum Glück."

Auch der nächste Blick in den Kescher erweist sich als Erfolg: " Hecht bis zehn, Schleie bis zehn" notiert Krause. Die Schleien und Hechte konnten als seltene Arten erhalten bleiben - noch dazu in einer Größe von bis zu 10 Zentimetern. Der nächste Fang ist auch erfreulich - ein Steinbeißer. "Es ist der einzige Fundort in Düsseldorf, sehr erstaunlich", sagt Bode. Nur als er die große Krabbe im Kescher entdeckt, ärgert er sich: "Nicht schon wieder." Die chinesische Wollhandkrabbe ist ein Bioinvasor und verdrängt die heimischen Krabben.

(RP)
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