Analyse OB Geisel muss sich um Flüchtlinge kümmern

Düsseldorf · Nun musste sogar der "Krisenstab" helfen – in der Unterbringung von Flüchtlingen gibt das Rathaus ein miserables Bild ab. Gefordert ist nun der Verwaltungschef. Und zwar nicht nur als Manager, sondern auch als Ansprechpartner in den Stadtteilen.

 Die Animation zeigt eine Wohncontaineranlage in Stuttgart. In Düsseldorf sollen die mobilen Heime eingeschossig, aber ähnlich gestaltet sein.

Die Animation zeigt eine Wohncontaineranlage in Stuttgart. In Düsseldorf sollen die mobilen Heime eingeschossig, aber ähnlich gestaltet sein.

Foto: Animation Stadt Stuttgart

Nun musste sogar der "Krisenstab" helfen — in der Unterbringung von Flüchtlingen gibt das Rathaus ein miserables Bild ab. Gefordert ist nun der Verwaltungschef. Und zwar nicht nur als Manager, sondern auch als Ansprechpartner in den Stadtteilen.

In dieser Stadt gelingt es aller Voraussicht nach, den acht Jahre währenden Bau einer U-Bahn-Linie fast auf die Woche genau abzuschließen. Wenn es um die Unterbringung von Asylbewerbern geht, bietet dieselbe Stadt aber derzeit ein katastrophales Bild: Am Montag wurde der "Krisenstab" einberufen, weil die Ankunft von 20 weiteren Flüchtlingen angekündigt worden war und man nicht wusste, wo sie wohnen sollen. Nicht nur, dass es schon lange an regulären Unterkünften fehlt. Inzwischen sind auch die Hotelzimmer knapp geworden, mit denen man die Löcher stopft.

Natürlich ist die steigende Zahlen von Flüchtlingen für jede Stadt eine Herausforderung. Aber es spricht viel dafür, dass der Notstand in Düsseldorf auch hausgemacht ist: Die Stadt verfügt über fast keine Flüchtlingsheime, die sich längerfristig nutzen lassen — und das, obwohl die Prognosen schon in den vergangenen Jahren nahelegten, dass man sich vorbereiten muss.

Das sind miserable Voraussetzungen, wenn man bedenkt, dass sich die Zahl der Flüchtlinge bis Jahresende auf 4000 noch einmal fast verdoppeln soll.

Die Folge ist, dass die Stadt in diesem Jahr gewaltige Aufgaben bewältigen muss. 3900 Unterbringungsplätze sollen 2015 entstehen, der Großteil davon in Wohncontainern. Die Verwaltung hat bislang zwölf Standorte geplant, es dürften mehr werden. Zudem hofft man auf die Landes-Erstaufnahme in der Bergischen Kaserne, um selbst weniger Plätze schaffen zu müssen.

Der Zeitdruck ist hoch, und das ist auch deshalb heikel, weil die Betreuung von Flüchtlingen sich nicht im Bau von Unterkünften erschöpft. Das Thema Flüchtlinge betrifft auch Kindergärten und Schulen, Krankenhäuser und Seniorenzentren.

Und nicht zuletzt die Stadtgesellschaft. Vor allem in den dörflicher geprägten Bezirken gibt es Unruhe. Dort soll es viele Standorte für Container geben, weil mehr Freiflächen zu finden sind. Die Bürger haben Fragen, machen sich Sorgen — ob berechtigt oder nicht.

Damit wird das Thema Asyl zur ersten großen Bewährungsprobe von Thomas Geisel (SPD) als Stadtoberhaupt werden. Mit dem "Runden Tisch" hatte er ein erstes Signal gesetzt, dass er ein Netzwerk schaffen und für Transparenz sorgen will. Als Verwaltungschef muss er nun sicherstellen, dass die praktischen Fragen vernünftig gemanagt werden. Die Stadt muss das Dauer-Krisenmanagement beenden und ihre Aufgaben so gut erfüllen, wie das in vielen anderen Bereichen klappt. Geisel ist aber auch als Repräsentant gefordert, und zwar endlich auch in den Stadtteilen. Die Menschen wollen wissen, was die Stadt macht und warum, und darauf haben sie ein Recht. Der Infoabend in Hubbelrath ist nur ein erster Schritt. Der Dialog mit den Bürgern ist auch deshalb so wichtig, weil das Zusammenleben mit den oft traumatisierten Menschen aus den Kriegsgebieten eben nicht nur die Behörden betrifft, sondern auch die Stadtgesellschaft — und die kann und muss es mitgestalten. Die viel beschworene "Willkommenskultur" zeigt sich vor allem in den Stadtteilen, in den Kirchengemeinden oder Sportvereinen. In Düsseldorf ist viel Hilfsbereitschaft zu erkennen, gute Beispiele gibt es etwa in Oberkassel oder Gerresheim. Die Bürgerschaft lässt sich sicher auch in weiteren Vierteln aktivieren — dazu muss aber die Verwaltung ihren Teil beitragen.

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