Düsseldorf Rotlicht-Prozess geht mindestens bis 2016

Düsseldorf · Der Endlos-Prozess um Serienbetrug an Bordell-Besuchern an der Rethelstraße ufert immer weiter aus. Jetzt wurde bekannt, dass das Landgericht für das Mammut-Verfahren gegen die drei restlichen Angeklagten (von anfangs neun) schon Verhandlungstermine bis Mitte 2016 vergeben hat.

Der Rotlicht-Prozess: Eine Chronik
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Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Dann feiert der so genannte Rotlicht-Prozess den dritten Jahrestag seit Anklageverlesung. Wann mit einem Urteil zu rechnen ist, bleibt völlig offen. Hauptverteidiger Benedikt Pauka erklärte, der Prozess habe aus seiner Sicht noch nicht mal richtig begonnen. Parallel griff er die Prozessplanung des Gerichts an.

Zur Erinnerung: Seit Mitte 2013 wird Tomas M. (51) als Chef von drei Bordellen vorgeworfen, er habe etliche Prostituierte, Wirtschafter und Servicekräfte angewiesen, bestimmte Kunden mit K.-O.-Tropfen, Alkohol oder Drogen außer Gefecht zu setzen. Derweil wurden die Kreditkarten der betäubten Freier laut Anklage bis ans Limit belastet, manche Gäste sogar noch zur Unterzeichnung von Schuldscheinen gedrängt oder dazu, frisches Bargeld zu holen.

Rund 300.000 Euro sollen dadurch erbeutet worden sein. Bei Razzien versuchten die Ermittlungsbehörden, Belege für solche "organisierte Kriminalität" zu finden. Doch die Beweislage blieb dünn, die Anklage kann sich nur auf Aussagen angeblicher Betrugs-Opfer stützen und auf angeblich verräterische Telefonate von einigen Angeklagten.

Während die Verfahren gegen die meisten der einst angeklagten vier Männer und fünf Frauen aber abgetrennt wurden oder schon beendet sind, sitzt der Hauptangeklagte M. weiter in Haft. Nur zwei Ex-Mitarbeiter leisten ihm auf der Anklagebank noch Gesellschaft. Ob irgendwann ein Ende des Prozesses in Sicht ist, hat Verteidiger Pauka gestern so beantwortet: "Wir stehen ganz am Anfang einer langen Beweisaufnahme." Den Grund dafür sieht er beim Vorsitzenden Richter: Es werde bei der Strafkammer "nicht gerade mit der gebotenen Beschleunigung verhandelt", so Pauka. "Manchmal hat man den Eindruck, dass das Gericht kein durchdachtes Handlungskonzept hat."

Auch eine Vielzahl von Verteidiger-Anträgen hat dazu geführt, dass der Prozess schon mehr als zwei Jahre dauert. Zudem ist der Beschleunigungsgrundsatz bei Strafsachen wie dem "Rotlicht-Prozess" vom Oberlandesgericht mehrfach geprüft und nicht beanstandet worden. Auch das Landgericht verwahrte sich gestern gegen jeden Versuch einer Einflussnahme: "Die Prozessleitung und -terminierung erfolgt durch die Strafkammer, die mit unabhängigen Richtern besetzt ist", erklärte Gerichtssprecherin Elisabeth Stöve. Die Staatsanwaltschaft gibt sich neutral. Man wolle, hieß es gestern, die Lage "nicht kommentieren".

(wuk)
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