Düsseldorf Saisonbeginn für die Mietgärtner am Rhein

Düsseldorf · Rund 100 Großstadtgärtner verzichten bei "meine ernte" auf den Kleingartenverein und mieten sich kleine Beete und Gartengeräte. Die Teilnehmer haben großen Spaß daran, eigenes Gemüse großzuziehen.

 Immer einen Fuß vor den anderen: Die Mietgärtner markieren ihre Beetgrenzen durch Trampelpfade.

Immer einen Fuß vor den anderen: Die Mietgärtner markieren ihre Beetgrenzen durch Trampelpfade.

Foto: Andreas Bretz

"Oppas Gärtchen", "Lecker Gemüse" und "Grüne Hölle III" steht auf den kleinen Schildern, die am Kopfende eines jeden der etwa 100 Beete steckt. Kreative Namensgeber sind die Gärtner, die an den Niederkasseler Rheinwiesen im Gemüsegartenprojekt "meine ernte" ihre Pflänzchen pflegen. Am Wochenende begann für sie die Saison auf den Beeten, die ein Landwirt im Frühjahr für sie vorbereitet hat. Die etwa einen halben Hektar große Fläche ist einer von zwei Orten in Düsseldorf, an dem sich Großstädter mit wenig Erfahrung im Gartenbau ausprobieren können - ganz ohne verbindliches Kleingärtnertum.

"Ich bin schon im dritten Jahr hier", sagt Manuela Hendricks. Ohne Vorkenntnisse im Gemüseanbau meldete sie sich 2013 an und zahlte prompt "massives Lehrgeld": "Die Hasen haben mir alles weggefressen, weil ich die Beete nicht früh genug abgedeckt habe." Damit Hobbygärtner wie Hendricks solche bitteren Erfahrungen erspart bleiben, können sie zur zweiwöchentlichen "Gärtnersprechstunde" kommen, ein wöchentlicher Rundbrief informiert zudem darüber, wann was anzubauen ist und welche Pflanze wie viel Wasser braucht. Ob der moderne Großstädter sich dabei nicht zu sehr an die Hand genommen fühlt?

"Jeder kann selbst entscheiden, in welchem Umfang er unsere Hilfe in Anspruch nimmt", sagt Wanda Ganders. Zusammen mit Natalie Kirchbaumer entwickelte die Bochumerin die Idee, eigenes Gemüse pestizidfrei und lokal anzubauen, zum Projekt "meine ernte" weiter. Durch die Pacht ist man laut Ganders bei Kleingärten meist mehrere Jahre gebunden, hinzu komme die Ablöse für die Gartenlaube, die bis zu 5000 Euro betragen könne. Ihre Gartenflächen sollen es Stadtbewohnern ermöglichen, unkompliziert und - wenn gewünscht - auch nur eine Saison lang gärtnern zu können. Ein attraktives Angebot, wie sich zeigt: Von den 100 Beeten in Niederkassel waren bereits zwei Tage nach Beginn der Online-Anmeldung alle belegt, von den etwa 180 Beeten der zweiten Anlage in Volmerswerth sind noch fünf frei.

Die Motivation, die so viele Menschen zum Gärtnern bringt, sieht Ganders nicht allein im Spaß am Unkrautjäten und gießen, sondern auch im Interesse an ökologischem und lokalen Anbau. "Man weiß, woher sein Gemüse kommt: Aus seinem eigenen Garten", sagt Ganders. Jedes der Beete sei so bemessen, dass es des Eigenbedarf des Gärtners decken kann.

"Für zwei Personen reicht ein Beet völlig aus", sagt Hendricks, die sich mit ihrem Gemüse das ganze Jahr über selbst versorgt. Einen Nachteil bringt die kurzfristige Beetplanung jedoch mit sich: Pflanzen, die erst nach mehr als einer Saison Früchte tragen, haben keine Chance. Um allen Mietern einen gleichbleibenden Ernteertrag zu sichern, achten Ganders und ihre Kollegen auf Fruchtfolge und die Art des Saatgutes, das man ebenfalls von "meine ernte" bekommt. Eine jährliche Umfrage nach den Vorlieben der Gärtner entscheidet, welche Gemüsesorten sich zu Beginn der nächsten Saison auf den vorgesäten Beeten finden. Raum für Ideen gibt es trotzdem: Ein Teil der Fläche bleibt für jeden Gärtner als "Wunschbeet" frei.

(bur)
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