Weitere 55 Dinge, die an in Düsseldorf erlebt haben sollte Schau der jungen Künstler besuchen

Düsseldorf · Zu den eigenartigsten Traditionen in Düsseldorf zählt der Rundgang der Kunstakademie. Innerhalb weniger Tage strömen Tausende Neugieriger durch die Hochschule, um die Leistungen der Absolventen zu begutachten.

Besonders rheinisch ist der "Rundgang" der Kunstakademie immer dann, wenn er in die Woche vor Rosenmontag fällt. Dann durchkreuzen einander die Exzentrik der jungen Kunst in den für jedermann geöffneten Ateliers und die Ausgelassenheit der roten Pappnasen, die das ehrwürdige Gebäude am Rheinufer durchstreifen.

Aus der Sicht der Studenten ist der Rundgang die Leistungsschau derer, die gerade ihr Studium abschließen. Jede Klasse eines Professors bietet Proben ihrer Kunst, und oft spürt man, dass der Apfel nicht weit vom Baum gefallen ist, dass etwa die Schüler von Tony Cragg trotz aller Eigenständigkeit auch immer ein wenig Cragg mit sich herumschleppen. Aus der Sicht der Besucher, die bei freiem Eintritt, allerdings oft in erheblichem Gedränge von Atelier zu Atelier flanieren, ist der Rundgang so etwas wie eine Kunstmesse — mit dem Unterschied, dass es auf diesem Markt keine Händler gibt, die etwas verkaufen wollen. Das schließt nicht aus, dass man doch eine Examensarbeit erwirbt, aber die Initiative muss vom Kunden ausgehen.

Wer sich schon einmal bemüht hat, aus dem "Rundgang" etwas zu erwerben, wird die Erfahrung gemacht haben, dass die Studenten geschäftlich höchst unterschiedlich beschlagen sind. Manche fragen erst einmal ihren Professor, wie viel sie für ein Bild, ein Objekt oder eine Fotografie nehmen sollen, andere rücken gleich mit (in der Regel gemäßigten) Festpreisen heraus, wenige haben offenkundig schon Erfahrung und sagen selbstbewusst "5000 Euro". Denn sie wissen, dass Sammler sich in anderen Preisregionen bewegen als Gelegenheitskäufer, die unter Umgehung der Händlerprovision lediglich ihr Wohnzimmer schmücken wollen.

Der Rundgang dauert von Mittwoch bis Sonntag, doch wer am Mittwoch kommt und kaufen will, kommt unter Umständen schon zu spät. Bereits am Wochenende wird aufgebaut, am Montag ist viel zu sehen, und unter die wenigen Vertreter der Presse mischen sich Sammler und Galeristen, als gehörten sie schon in diesem frühen Stadium dazu. Taschen- und Ausweiskontrolle — so etwas gibt es beim Rundgang nicht.

Zu kaum einer anderen Gelegenheit bietet sich ein so unmittelbarer Überblick über das gegenwärtige Kunstgeschehen wie im Februar in der Kunstakademie. Mal ist die Malerei besonders stark, mal die Fotografie, mal hat man Mühe, durch den Wust von Installationen zu stapfen, der die Räume füllt. Das Besondere am Rundgang besteht darin, dass dort nicht einfach beliebige Künstler ausstellen, sondern alle durch eine teilweise international bekannte Persönlichkeit in ihrer Arbeit beglaubigt sind. Die Lehrer nämlich heißen Andreas Gursky, Rita McBride und Richard Deacon, Katharina Fritsch, Georg Herold und Rosemarie Trockel, Marcel Odenbach, Tomma Abts und Peter Doig, Katharina Grosse, Georg Herold, Eberhard Havekost und Tal R. Und da bekannte Künstler meist bei bekannten Künstlern in die Lehre gegangen sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass einige der Rundgang-Künstler die Stars von morgen sind.

Der Akademie-Rundgang ist im Übrigen immer auch ein gesellschaftliches Ereignis — an einem Ort, an dem sich der Trubel der benachbarten Altstadt bis weit nach Mitternacht fortsetzen lässt. Nirgends sonst kommen Künstler, Händler, Museumsdirektoren, Sammler und Laien so unkompliziert miteinander ins Gespräch — fast so leicht wie im Karneval. Bertram Müller

Die Termine für den Rundgang 2014 stehen bereits fest: Mittwoch, 12. Februar, bis Sonntag, 16. Februar.

(RP)
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