Düsseldorf So ein Quatsch

Düsseldorf · Kunstaktion des NRW-Forums: Wer sich über Zukunft unterhält, wird gefahren.

 Künstler Ralf Buchholz macht als Fahrer mit, kutschiert Menschen spontan im "Quatschmobil" durch die Stadt.

Künstler Ralf Buchholz macht als Fahrer mit, kutschiert Menschen spontan im "Quatschmobil" durch die Stadt.

Foto: Andreas Bretz

2,20 Euro kostet eine Taxifahrt aktuell in Düsseldorf pro Kilometer. Würde man stattdessen mit Ideen bezahlen, mit Gedanken und Zukunftsfantasien, dann wäre das, je nach Betrachtung, wohl viel - oder sehr wenig. Kommt drauf an, wie gerne man drüber redet. Bei der Kunst-Aktion "Quatschmobil" des NRW-Forums können sich Menschen durch die Stadt chauffieren lassen, zum Zahnarzt, zum Date, zum Besuch bei der Erbtante. Doch der neongelbe Kleinwagen der Schweizer Konzeptkünstler vom "Atelier für Sonderaufgaben" fährt nur, solange die Insassen sich unterhalten - über Nachhaltigkeit, Utopien, einen Plan B für die Zukunft. Als "Quatscher" oder als Fahrer kann jeder mitmachen.

Denise Gühnemann und Claudia Jericho wollten eigentlich gerade am NRW-Forum ein Taxi nehmen. Sie gehören zum Organisationsteam des Festivals "Next Level", das im November dort stattfindet, müssen nun weiter zum Jugendministerium. Vor dem Museum aber wartet gerade das "Quatschmobil" - und die beiden entscheiden sich spontan für die Freifahrt inklusive Gespräch. Das dreht sich um die Kreativbranche und deren Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung (Jericho: "Designer kommen mit vielen Ideen um die Ecke"), um Kunstprojekte, auch um nachhaltige Ansätze aus der Musikwirtschaft - etwa um Musikfestivals klimaneutral zu gestalten. Blitzschnell sind so die knapp drei Kilometer Fahrstrecke geschafft, Langeweile kommt nicht auf, peinliches Schweigen auch nicht.

Dafür sorgt auch "Quatschmobil"-Fahrer Ralf Buchholz, selbst Künstler, der sich lebhaft ins Gespräch einbringt, von sich erzählt, Fragen stellt. Es ist seine sechste Tour in dem Wagen: "Man muss die Leute schon aktiv überzeugen, mitzufahren - aber dann ist es klasse", sagt er. Eine Krankenschwester, die ihre Bahn verpasst hatte, hat er zum Marienhospital gefahren, einen Tontechniker nach Heerdt gebracht. Mit einem Amnesty-International-Mitarbeiter hat er sogar zum Erdbeerkauf angehalten ("Natürlich Faitrade"). "Man kann schon tolle Gespräche führen, die man sonst nicht gehabt hätte."

"Quatschmobil" ist Teil der Ausstellung "Planet B" (bis 21. August im NRW-Forum) über alternative Zukunftsentwürfe. Wer mitfahren oder -quatschen will, meldet sich unter info@nrw-forum.de.

(RP)
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