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Derendorf Gefängniskapelle droht zu verrotten

Derendorf · Monatelang forderte der Kulturverein "Leben-Kunst-Ulmer-Höh" den Noch-Eigentümer auf, eine Plane über den teils ausgebrannten Dachstuhl zu legen. Passiert ist bis jetzt nichts.

Acht Monate ist es her, dass die ehemalige Kirche auf dem Gefängnisgelände Ulmer Höh' gebrannt hat. Acht Monate, in denen nicht nur Feuer und tausende Liter Löschwasser Schaden anrichten konnten, seitdem regnete es auch immer wieder rein, weil die Löcher im Dachstuhl der Kapelle nicht behoben wurden. Sogar Schnee und Frost hat es inzwischen gegeben. Schon im Juni forderte die privat organisierte Baugruppe "Leben-Kunst-Ulmer-Höh" den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) auf, die Knastkirche umgehend abzusichern, um damit weiteren Verfall zu verhindern.

"Passiert ist nichts", sagt Fotokünstler Horst Wackerbarth, Mitglied der Gruppe. "Dabei kostet eine Plane doch nicht viel", fügt er hinzu. Die Initiative, die schon vor Jahren Kaufinteresse an der Kapelle angemeldet hatte, fürchtet, der BLB wolle das Bauwerk verkommen lassen. "Damit wir unser Projekt nicht umsetzen können", sagt Wackerbarth, der die unteren Etagen der Kirche zu Wohnengen ausbauen und den Saal im oberen Teil für Ausstellungen nutzen will.

Selbst die Finanzierung hatte die Künstlergruppe schon geplant. "Fünf Millionen können wir stemmen", sagt Wackerbarth. Sogar die Politik hat er auf seiner Seite, so sehr, dass 2012 die rot-grüne Landesregierung einen Erlass verabschiedete, der es dem BLB in bestimmten Fällen erlaubt, Grundstücke ohne Ausschreibungen an eine Kommune zu verkaufen. "Wir sind ein Vorzeigeprojekt für die Landesregierung, die soziales Wohnen in Düsseldorf fördern will", sagt der Künstler. Wenn durch den Brand und den Verfall allerdings Mehrkosten entstünden, hätte die Initiative ein Problem. Wie groß der Schaden inzwischen ist, das weiß der Künstler nicht, die Kapelle ist abgesperrt, er darf nicht rein.

BLB-Sprecher Hartmut Gustmann hält dagegen: "Die Situation auf dem Gelände hat sich seit April nicht verschlechtert." Es gebe kein Interesse daran, die Kirche verfallen zu lassen. Eine Abdeckung habe der BLB als Noch-Eigentümer bisher als nicht erforderlich angesehen, man habe nicht zusätzliche Steuergelder dafür ausgeben wollen, "wir sind mitten in einem laufenden Verkaufsverfahren", sagt Gustmann, Am 27. Dezember ist es offiziell gestartet.

Im November wurde die Ulmer Höh' bereits an ein Abbruchunternehmen übergeben, "und das ist verantwortlich für die Verkehrssicherung." Die Wintersicherung aber wollte der BLB noch übernehmen, wie es in einem Schreiben vom November stand. Winterfest ist die Kapelle aber nicht, gestern noch war nichts zu sehen von einer Abdeckung. Das ärgert Wackerbarth.

Auf Nachfragen unserer Redaktion hieß es beim BLB, dass es eine Ausschreibung gegeben habe für die Aufgabe, die auch schon abgeschlossen sein soll. "Eine Wellblechabdeckung wird über die Kapelle gebaut", sagt Hartmut Gustmann. "Damit kein Schnee reinkommt." Wann die Abdeckung installiert wird, das ist offen.

"Die Kapelle hat eine so große Bedeutung", sagt Horst Wackerbarth. Fast 130 Jahre ist sie alt. Peter Kürten, dem Vampir von Düsseldorf, ist dort der Prozess gemacht worden. Im April 1931. Drei Monate, am 2. Juli, wurde er hingerichtet. Dann kamen die Nazis, die in der Kirche gefoltert und gemordet haben, "danach saßen die Nazis selbst in der Ulmer Höh'", sagt Horst Wackerbarth. "Das alles muss doch gewürdigt werden, unabhängig von unserem Interesse."

(RP)
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