Flingern Wird die Hans-Günther-Sohl-Straße umbenannt?

Flingern · Nach dem teils heftigen Streit um die Benennung einer Straße in Flingern nach dem Musiker Frank Zappa, steht nun die Hans-Günther-Sohl-Straße zur Diskussion. In der Sitzung der Bezirksvertretung 2 wurde zwar eine sofortige Umbenennung der Straße am ehemaligen Thyssen-Trade-Center - beantragt von den Linken - abgelehnt, doch hat die BV mit den Stimmen von Grünen und SPD beschlossen, den Namensgeber auf dessen Eignung durch die Mahn- und Gedenkstätte prüfen zu lassen. Sehr zum Ärger der CDU, die darauf verweis, dass die Würdigkeit des Namensgebers bereits 1991 geprüft und für geeignet befunden wurde,

Sohl war ab 1953 Vorstandsvorsitzender der Thyssen AG. Unter seiner Führung wurde der Stahlkonzern mit der Übernahme der Mehrheit bei Rheinstahl 1973 zum größten Stahlkonzern Europas und zweitgrößten der Welt. 1972 bis 76 war er Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

Dies allerdings ist nicht der Grund, warum seine Eignung als Namensgeber für eine Straße von einigen zumindest in Frage gestellt wird. In dem Antrag der Linken, der Sohl die Eignung abspricht, ist dessen Rolle in der NS-Zeit entscheidend. So habe er "wesentlich zur Erhaltung und zum Ausbau des NS-Systems beigetragen", heißt es da.

Sohl war in der NS-Zeit Mitglied der NSDAP und seit 1941 Mitglied des Vorstandes der Vereinigte Stahlwerke AG in Düsseldorf. "Die Vereinigten Stahlwerke spielten in der Rüstungsindustrie der Nazis eine bedeutende Rolle", führen die Linken aus. Und, dass Insassen von Konzentrationslagern eingesetzt und bis zum Tod ausgebeutet wurden. Zudem sei Hans-Günther Sohl nach dem Krieg von der britischen Armee mehrere Jahre lang interniert gewesen. Tatsache ist, dass Sohl interniert war, allerdings stuften ihn die Briten bei seiner Entlassung lediglich als Kategorie IV, als Mitläufer ein. Im damaligen Entnazifizierungsverfahren war das die zweitniedrigste Stufe. "Ob sohl geeignet ist oder nicht, müssen wir prüfen", sagte Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte dieser Redaktion. Inwieweit Sohl, dessen Verdienste nach dem Krieg unstrittig sind, eine politische und gesellschaftliche Vorbildfunktion zukommt, soll nun geklärt werden. Unter den Mitgliedern der BV gilt einigen die Aktion auch als Retourkutsche für die Frank-Zappa-Diskussionen.

(RP)
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