Lierenfeld Früher war auch nicht alles schlechter

Lierenfeld · Bei dem Projekt "Kindheit früher und heute" sprechen Studenten mit Senioren über Kindheitserfahrungen. Nun präsentierten sie in der Lukaskirche ihre Erkenntnisse.

 Götz Gabriel, das Ehepaar Hans-Jürgen und Annemarie Elsenbruch und Student Jasper Zahn (v.l.) sprachen in der Lukaskirche über ihre Kindheiten.

Götz Gabriel, das Ehepaar Hans-Jürgen und Annemarie Elsenbruch und Student Jasper Zahn (v.l.) sprachen in der Lukaskirche über ihre Kindheiten.

Foto: h.-j. Bauer

Auf den ersten Blick haben Boxlegende Max Schmeling und die japanische Zeichentrickfigur "Sailor Moon" wenig Gemeinsamkeiten. Geeint werden diese unterschiedlichen Charaktere durch die Tatsache, dass sie für Kinder ihrer Generation Helden waren. Über dieses und viele andere Themen ging es bei dem Projekt "Kindheit früher und heute" der Evangelischen Hochschule Bochum, bei dem Studenten der Sozialen Arbeit mit Senioren der evangelischen Markus- und Lukas-Gemeinde sowie der Gemeinde in Eller über Kindheitserfahrungen sprachen. Am Samstag präsentierten die Studenten in den Räumen der evangelischen Lukaskirche in Lierenfeld ihre Erkenntnisse. Die Wichtigste davon: Kindheiten waren früher weder besser noch schlechter - sondern einfach anders.

Bei den Gesprächen zwischen Studenten und Senioren über deren Kindheiten fiel irgendwann zwangsläufig auch das Wort "Krieg". Doch auch, wenn die Kriegserlebnisse damals prägend waren, spielten diese bei den Gesprächen eine untergeordnete Rolle. Wenn die älteren Damen und Herren über ihre Kindheit sprachen, ging es zu Überraschung der Studenten um Dinge wie Völkerball, Schularbeiten und Besuche im Gottesdienst. Für Erkenntnisse wie diese hatte Karin Lehmann, Professorin an der Evangelischen Hochschule Bochum, das Projekt ins Leben gerufen. "Oft sprechen die verschiedenen Generationen nur übereinander. Durch dieses Projekt hatten sie die Chance, auch einmal miteinander zu reden", berichtete sie. Zu Überraschung von Karin Lehmann funktionierte der Austausch zwischen den Generationen von Beginn an sehr gut.

So gut, dass sie auch am Samstag bei der Vorstellung der Studienergebnisse noch miteinander über ihre Kindheitserlebnisse plauderten und diese miteinander verglichen. So schätze der 1990 geborene Jasper Zahn besonders die Freiheiten, die er in seiner Kindheit erleben durfte: "Meine Eltern haben mich in allem unterstützt", erzählte er. Das war bei den Eheleuten Annemarie (geboren 1937) und Hans-Joachim (geboren 1934) Elsenbruch noch anders. Ob Tagesablauf oder spätere Berufswahl - damals machten Eltern ihren Kindern noch sehr viel mehr Vorschriften. Freiheiten gab es dafür an anderer Stelle: beim Spielen auf der Straße. "Damals fuhren so wenig Autos, dass wir auf der Straße Völkerball spielen und im Winter sogar Schlittschuhlaufen konnten", berichtete Annemarie Elsenbruch. Bei der gegenwärtigen Verkehrslage ist so etwas nur noch an wenigen Orten in Düsseldorf möglich. Doch nicht immer entsprachen die Kindheitserlebnisse den Vorstellungen der Projektteilnehmer. "Schon damals gab es emanzipierte Mädchen, die zum Beispiel Fußball gespielt haben", erzählte die Gemeindepädagogin Barbara Dehmel. Als ehemalige Studentin der Evangelischen Hochschule Bochum stellte sie den Kontakt zu den Senioren der drei Kirchengemeinden her. Während auch sie sich über die Offenheit und Gelingen der einzelnen Gespräche freute, zeigte sie sich über die geringe Resonanz der Veranstaltung enttäuscht: "Es ist schade, dass nur so wenige gekommen sind. Besonders aus Reihen der Gemeindevertreter."

(RP)
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