Lörick Das "Flüchtlingsdorf" wird aufgebaut

Lörick · Es herrscht rege Bautätigkeit an der Oberlöricker Straße. Eines von fünf Gebäuden steht bereits.

 Die Baustelle an der Oberlöricker Straße: Das Grundstück liegt in einer Senke und muss erst aufgeschüttet werden. Im Hintergrund entsteht das erste Haus. Die Hochbauten links hinten gehören zum Wohnstift "Haus Lörick".

Die Baustelle an der Oberlöricker Straße: Das Grundstück liegt in einer Senke und muss erst aufgeschüttet werden. Im Hintergrund entsteht das erste Haus. Die Hochbauten links hinten gehören zum Wohnstift "Haus Lörick".

Foto: Andreas Bretz

Die Vorbereitungen laufen seit einem Jahr. Zuletzt hatte niemand mehr so recht daran geglaubt, dass das "Flüchtlingsdorf" an der Oberlöricker Straße tatsächlich gebaut wird. Dann aber ging alles sehr schnell. Schon eine Weile wird auf dem 18.000 Quadratmeter großen Grundstück gegenüber vom Freibad Lörick kräftig gebuddelt. Jetzt ist das erste Haus von insgesamt fünf Unterkünften bis aufs Dach fast fertig und erinnert in seiner Größe eher an einen Wohnblock. Insgesamt sollen 400 Schutzsuchende in Lörick ein neues Wohnquartier finden. Laut Verwaltung soll der Aufbau im Februar/März beendet sein. Kosten: 17 Millionen Euro.

In Lörick herrscht Ruhe. Niemand hat mehr nach den Info-Veranstaltungen mit der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch Bedenken gegen den Umfang des "Flüchtlingsdorfes" geäußert. Auch die Sorgen um die 20 angekündigten, minderjährigen Jugendlichen (zuerst war von 50 die Rede), die ohne Familie unterwegs sind, hat sich gelegt. Eine Anfrage bei der Verwaltung ergab, dass nicht sicher sei, ob überhaupt minderjährige Alleinreisende in Lörick untergebracht werden.

Horst Seidenberg, Vorsitzender des Löricker Bürgervereins, bezieht sich auf die Info-Veranstaltung mit Miriam Koch im Juni und sagt: "Wir gehen davon aus, dass es dabei bleibt, keine Minderjährigen in Lörick unterzubringen." Denn sonst könnte es im nächsten Jahr wegen der unmittelbaren Nähe der Flüchtlingsunterkunft zum Freibad Lörick zu unschönen Zwischenfällen kommen, fürchtet der Vorsitzende. Die mehrheitlich wohlwollende Einstellung der Löricker gegenüber den Schutzsuchenden könnte dann ins Negative umschlagen.

Ein Problem aber brennt noch auf den Nägeln - die mangelnde Infrastruktur. Nicht nur, weil es im Umfeld keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Vielmehr geht es um den Verkehr auf der Öberlöricker Straße. Vor allem morgens und abends reiht sich dort ein Auto an das andere - vorwiegend aus Meerbusch und wieder zurück. Darüber hinaus steht der unzureichende Anschluss an den ÖPNV immer wieder im Fokus. "Die Buslinie 833 fährt in großen Abständen und stellt auch an Sonn- und Feiertagen ihren Dienst früher ein", kritisieren Anwohner schon heute. Miriam Koch hatte ihnen versichert, dass Gespräche mit dem Amt für Verkehrsmanagement geführt würden. Das bestätigte Bezirksbürgermeister Rolf Tups. "Wir sind dabei, gemeinsam mit Straßen NRW (es handelt sich um eine Landesstraße) nach Wegen für eine sichere Fußwegverbindung zu den Haltestellen auf der Oberlöricker Straße zu suchen." Ein großer und teurer Umbau müsse aber nicht sein. Zum Beispiel könnten Zebrastreifen zu den Haltestellen angelegt werden.

Die künftige Siedlung sollte ursprünglich in Wohnmodulen für 200 Flüchtlinge gebaut werden. Anfang des Jahres hatte Birgit Lilienbecker vom Amt für Gebäudemanagement die Löricker informiert, "dass wir nun größer bauen und die Zahl auf 400 Personen aufstocken werden."

Außerdem sei eine Kita geplant, die auch Löricker Kinder besuchen können. Die Art der Bebauung änderte sich ebenfalls. Denn nun ersetzen Häuser in Holzrahmbauweise die ursprünglichen Wohnmodule. Der Vorteil: Je nach Bedarf können die Zimmergrößen variiert werden. "Und nach Auszug der Flüchtlinge sind die Häuser leicht umzubauen und weiterzuverwenden", so Birgit Lilienbecker.

(RP)
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