Serie Mein Laden Was Frauen wollen

Düsseldorf · Schuhe und Kaffee: Judith Schipper ist mit ihrem Schuhladen vom Kölner Tor zur Benderstraße umgezogen. Das ist noch nichts Besonderes, doch sie hat in ihrem Geschäft auch eine Café-Ecke - und setzt damit womöglich einen Trend.

 Judith Schipper (l.) ist heilfroh, dass Mitarbeiterin Ulrike Eickenberg den Umzug zur Benderstraße mitgemacht hat.

Judith Schipper (l.) ist heilfroh, dass Mitarbeiterin Ulrike Eickenberg den Umzug zur Benderstraße mitgemacht hat.

Foto: Marc Ingel

Gerresheim Birgit Happ ist Künstlerin - und hatte früher eine ziemlich wilde Zeit. Zusammen mit Partner Helmut Martin-Myren hat sie mit künstlerischen Mitteln gegen so ziemlich alles protestiert: Gegen Krieg, Gewalt, Rassismus, Atomwaffen, die Naturzerstörung. Inzwischen geht sie es ruhiger an. Sie hat auch ein Haus geerbt, an der Ecke Bender- und Sonnbornstraße in Gerresheim, mit einem großen Ladenlokal im Erdgeschoss. Das war in der Vergangenheit nicht immer ein Spaß, denn nach Supermarkt und Videogeschäft hatte dort zuletzt ein Ramschladen seine Adresse. Doch jetzt ist Birgit Happ glücklich. Denn sie hat Judith Schipper getroffen.

"Wir haben uns kennengelernt, als ihr Hund weggelaufen war", berichtet Happ. Beide kamen ins Gespräch, mochten sich, Schipper erzählte, dass sie auf der Suche nach einem neuen Laden war. Und man einigte sich. Mit dem Ergebnis ist Birgit Happ sehr zufrieden. "Ein toller Laden, ein wirkliche Aufwertung für die Benderstraße", sagt sie über Frau & Fräulein an der Sonnbornstraße 2.

Das freut Judith Schipper natürlich, die ihr Geschäft zuvor am Kölner Tor hatte, dort im Zuge des Umbaus der Benderstraße wegen der vielen Baustellen anderthalb Jahre lang aber entnervt das Handtuch warf. "Da ging irgendwann nichts mehr. Meine Kundinnen, vor allem, wenn sie auf einen Rollator angewiesen waren, kamen kaum durch, es gab keine Parkplätze, ich habe keine Zukunft mehr gesehen", sagt Schipper. Ein halbes Jahr Auszeit gönnte sie sich, jetzt der Neuanfang.

Letztendlich knüpft sie nun da an, wo sie nach vier Jahren am Kölner Tor aufgehört hat: "Ich setze auf eine überschaubare Auswahl. Ist das Angebot zu groß, fühlt man sich schnell erschlagen und kann sich nicht entscheiden." Stattdessen sollen die Kundinnen untereinander ins Gespräch kommen und sich gegenseitig beraten. Das klappt an der neuen Adresse noch besser, denn die frühere PR-Frau hat ihre Concept-Store-Idee um eine Café-Ecke erweitert. Es gibt Kaffee, Latte macchiato, Espresso und Cappuccino zu zivilen Preisen an ein paar gemütlichen Retro-Tischen. Nicht zu viele, denn sonst hätte das Gewerbeamt den Einbau einer zweiten Toilette verlangt.

"Der Einzelhandel bleibt klar der Schwerpunkt, der Kaffee ist nur ein kleiner zusätzlicher Anreiz, meinen Laden zu besuchen", betont die Geschäftsfrau. Jetzt kommen die Kundinnen, aber auch Bekannte, Freundinnen, Nachbarn einfach mal so vorbei, um zu plaudern, und zwar nicht nur über Schuhe. Und Judith Schipper denkt bereits einen Schritt weiter, überlegt, im Sommer vor dem Geschäft eine kleine Terrasse aufzubauen. Spätestens dann geht es nicht ohne Umbauten, "aber das würde ich in Kauf nehmen".

Wer Frau & Fräulein in Gerresheim betritt, wähnt sich in einem hippen Trendladen. Nicht nur, dass alles hell, modern und durch die großen Fenster transparent wirkt, es dominieren auch sexy High Heels von Pura Lopez, schicke Stiefeletten von Lazamani oder klassische Schuhe von Brunate. Die treuesten Kundinnen und besten Multiplikatoren von Judith Schipper sind aber eher älteren Semesters. Und die wissen, was sie bei Frau & Fräulein bekommen, "diese Schuhe müssen sie aber nicht unbedingt im Schaufenster sehen", verrät die gelernte Übersetzerin und Dolmetscherin ihre verkaufspsychologisch nicht ungeschickte Strategie. Gefragt ist eher orthopädisches Wissen, und das hat sich Judith Schipper im Verlauf der vergangenen Jahre selbst angeeignet. Und einen sehr guten Kaffee kann sie inzwischen auch machen.

(arc)
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