Seitdem die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe vor knapp zwei Jahren die Meldepflicht für Tankstellen einführte, sind die Preise der rund 14 000 Tankstellen in Deutschland - und der etwa 70 im Stadtgebiet Düsseldorf - auf Onlineportalen wie clever-tanken.de offen einsehbar. Ein Vergleich über den Tag zeigt, dass zur Feierabendzeit um 18 Uhr die Preise an den meisten Tankstellen ihr Tagesminimum erreichen und dann gegen 21 Uhr wieder steigen - zum Teil um fast 20 Cent. Ausnahmen sind vor allem die kleineren und kleinsten Unternehmen: Total, Oil! und PM - ein familiengeführtes Unternehmen mit 47 Tankstellen in der Region - sind auch dann noch günstig. Auch tagsüber gibt es dort den billigeren Kraftstoff.

Einen allgemeinen Zusammenhang zwischen Stadtviertel und Benzinpreisen gibt es nicht, vielmehr passen sich zusammengehörige Tankstellen aneinander an. So sind die Preise bei den beiden Aral-Tankstellen an der Lütticher Straße in Lörick bis auf kleinste Abweichungen den gesamten Tag über gleichauf. Ausnahmen bilden die Preise gegen sechs und 21 Uhr, dann zahlen Verbraucher in der Oberbilker Aral-Filiale acht Cent weniger pro Liter Diesel als beim gleichen Anbieter in Lörick. Bei Shell liegt der Unterschied zwischen den Filialen morgens bei maximal sechs Cent, abends bewegen sich die Diesel- und E10-Preise auf relativ niedrigem Niveau und sind an allen Standorten nahezu gleich.

Ein wahrer Ausreißer ist PM. Die Tankstelle in Wersten zeigte mit 1,03 Euro pro Liter Diesel und 1,29 Euro für Super E10 die günstigsten Preise aller am Mittwoch untersuchten Tankstellen. Zudem erreichten die Literpreise dort ihr Minimum um 21 Uhr. Zur Relation: Gleichzeitig zahlt man bei ARAL in Oberkassel 23 Cent mehr für sein Benzin. Ähnlich verhielt es sich bei der drei Kilometer entfernten Oil! an der Löricker Straße. Auch dort waren die Preise abends am günstigsten und mehr als 20 Cent billiger als bei der Konkurrenz.

Obwohl clever-tanken.de und ähnliche Apps und Websites es mittlerweile einfach machen, die Spritpreise zu vergleichen, bleibt die Taktik der verschiedenen Anbieter undurchsichtig. Warum verlangt Shell um 21 Uhr Höchstpreise, PM aber gerade dann am wenigsten? Klar ist, dass freie und kleinere Tankstellenunternehmen im Durchschnitt wesentlich weniger verlangen als Großunternehmen - ein starkes Auf und Ab der Preise über den Tag lässt sich aber auch bei ihnen beobachten. Dabei lässt sich feststellen, dass beispielsweise die beiden Aral-Tankstellen auf der Löricker Straße im Fünfminutentakt die gleichen Preisänderungen vornehmen.

Letztlich sind Benzinpreis-Apps in erster Linie ein Instrument zur Herstellung von Markttransparenz. Obwohl die großen Zusammenhänge zwischen dem Rohölmarkt, den Transport- und Betriebskosten der Lieferanten und der Anzeige an der Tankstelleneinfahrt auch durch sie nicht deutlich werden, weiß der Verbraucher wenigstens, wo er wie viel zu zahlen hat - und ärgert sich nicht an der nächsten Kreuzung darüber, dass er woanders billiger getankt hätte.

Die Wenigsten werden vor jeder nötigen Fahrt zur Tankstelle ihr Smartphone zu Rate ziehen, geschweige denn längere Wege durch den Stadtverkehr auf sich nehmen, um geringste Beträge zu sparen. Wer auf Nummer sicher gehen will, für seinen Kraftstoff keine Unsummen zu zahlen, tankt am späten Nachmittag oder abends. Oder steigt auf Gas-, Elektro- oder Hybridantrieb um.