Düsseldorf "Werkstatt Lebenshunger" kämpft gegen Ess-Störungen

Düsseldorf · Die Bilder, die mit Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht unweigerlich verbunden sind, zeigen abgemagerte Körper, Menschen an ihrer physischen Grenze. Die "Werkstatt Lebenshunger" klärt seit fast drei Jahren darüber auf, dass hinter der Krankheit immer auch eine emotionale Not steckt. Ein neues Präventionsprojekt an Düsseldorfer Schulen soll Jugendliche, Lehrer und Eltern erreichen und Betroffenen zeigen, dass es Ansprechpartner gibt, für die das Thema nicht tabu ist.

"Essstörungen äußern sich im Stillen, während Alkohol und Drogen oft laute Themen sind", sagt Stephanie Lahusen, Vorsitzende des Vereins. In der Schule "funktionierten" Betroffene trotz ihrer Krankheit, brächten auch gute Noten mit nach Hause. Dennoch hätten sie oft tiefe Selbstzweifel, vor allem beim Übergang von der Pubertät in das Erwachsenenalter. In den Schulen werde das sichtbar, die Mitschüler und Lehrer sollen daher stärker sensibilisiert werden. Essstörungen sind laut Lahusen zudem nicht nur ein "weibliches" Problem: "Jeder Zehnte der Betroffenen ist männlich." Im Gegensatz zu Frauen seien junge Männer nicht an einer Gewichtsabnahme, sondern einem Muskelaufbau interessiert, der einige zu einem gestörten Essverhalten und in die Isolation treibe.

"Jugendliche stehen mit 17 Jahren schon vor der Frage: Was mache ich mein ganzes Leben?", sagt Vera Geisel, die für ein Jahr die Schirmherrschaft über den Verein übernehmen will. Der Leistungsdruck, dem Erwachsene sich ausgesetzt fühlen, werde zu einem Problem, von dem auch Jugendliche betroffen sind. "Sie müssen lernen, sich etwas Gutes zu tun und sich selbst zu mögen", sagt Geisel. Der Verein "Werkstatt Lebenshilfe" will mit dem Projekt "Hungry Heart" ab Herbst Workshops an weiterführenden Schulen auszurichten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer kreativen Bewältigung des Problems: Projekte wie Theater-, Musik- und Schreibwerkstätten sollen dabei helfen, einen emotionalen Zugang zum Tabuthema Essstörungen zu finden. "Wir wollen die Lücke zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen schließen", erklärt Psychotherapeutin Erny Hildebrand aus dem Vereinsvorstand.

(bur)
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