Duisburg Die Kunst der kabarettistischen Kurve

Duisburg · Im restlos ausverkauften Grammatikoff feierte Wolfgang Trepper Premiere bei der 13. Ausgabe seiner jährlichen Kabarett-Reihe "Dinner for DU". Die Spanne reichte vom Weltgeschehen bis zu Duisburger Vogelnestern in Platanen.

 Wolfgang Trepper servierte im restlos ausverkauften Grammatikoff sein Kabarettprogramm "Dinner for DU". Dabei gab er nicht nur den lautstarken Wutmenschen, sondern gelegentlich auch nachdenkliche Töne.

Wolfgang Trepper servierte im restlos ausverkauften Grammatikoff sein Kabarettprogramm "Dinner for DU". Dabei gab er nicht nur den lautstarken Wutmenschen, sondern gelegentlich auch nachdenkliche Töne.

Foto: christoph reichwein

Das Jahr 2015 war für Wolfgang Trepper persönlich überaus erfolgreich. Wie sein Duisburger Manager Guido Jansen vorab erzählte, hat der mittlerweile längst bundesweit bekannte, aus Duisburg stammende Kabarettist im vergangenen Jahr 291 Auftritte absolviert und war 26-mal im Fernsehen präsent. Wer hätte das gedacht, als Trepper vor 13 Jahren zum ersten Mal zum "Dinner for DU" einlud? Seitdem gehört die Kabarettreihe zum Duisburger Jahresprogramm. Und ist phänomenal erfolgreich. Alle Vorstellungen sind ausverkauft! Erst recht die Premiere am Freitagabend im Grammatikoff.

So erfolgreich das Jahr 2015 für Trepper auch war, so schwierig ist es, angesichts der Krisen in der Welt ein unterhaltsames Programm zu gestalten, wenn man nicht gänzlich den Blick aufs Zeitgeschehen vermeiden will. Wolfgang Trepper gibt das während seines Auftritts zu. Wenn er die schrecklichen terroristischen Morde in Paris im November des vergangenen Jahres erwähnt, dann gesteht er, dass er darüber keinen Gag machen kann. Und im Publikum ist es für einen Moment mucksmäuschenstill.

Dann jedoch kriegt Trepper wieder die kabarettistische Kurve und kommt auf Themen zu sprechen, bei denen er herrlich vom Leder ziehen kann. Dazu gehört passenderweise der Fußball. Gar nicht mal heimlich wundert sich Trepper darüber, dass jetzt angeblich alle Welt darüber entsetzt ist, dass es bei der deutschen WM 2006 zu Schiebereien gekommen sei. So etwas sei doch bei allen Fußballweltmeisterschaften üblich gewesen. Im Grunde, so fügt Trepper mit winkeladvokatischer List und Lust hinzu, könne man doch nur froh darüber sein, dass Kaiser Franz die WM offenbar mit einer Bestechungssumme von nur 6,7 Millionen Euro nach Deutschland geholt habe. Für ein Weltereignis ein Schnäppchenpreis!

Überhaupt sei das vergangene Jahr von "Beschiss" gekennzeichnet, so Trepper auf seine wenig zimperliche Art. Natürlich kam er bei seinem Rückblick auch auf den VW-Skandal zu sprechen. Und nicht zuletzt auf die Erfolge der AfD. Angesichts einer Vorsitzenden namens Petry verbiete sich der traditionelle Anglergruß, meinte er und ließ die Pointe im Publikum langsam wirken.

Wie bei fast allen "Dinner-for-DU"-Abenden spannte Trepper den Bogen seiner Themen weit. Der reichte vom Weltgeschehen bis zu den berüchtigten Duisburger Platanen und zwei Vogelnestern. Eigentlich, so Trepper, müsse es der Stadt Duisburg doch gut gehen, wenn deswegen ein so großer Streit ausgefochten wird. Natürlich war die Begeisterung des Publikums im Grammatikoff besonders groß, als Trepper die ganz aktuelle Diskussion über die Müllgebühren-Pläne der Stadt aufgriff. Da nimmt er wie kaum ein anderer deutscher Kabarettist die Rolle des Wutbürgers ein, der lautstark den Kopf darüber schüttelt, wie lebensfern behördliche Anordnungen in die Welt gesetzt werden. Irgendwann versteigt sich Trepper zu der herrlich absurden Bemerkung, dass man seinen Sperrmüll mit Freuden morgens um halb fünf an Platanen lehnen könne. Oder so ähnlich. Auch glaubt Trepper nicht, dass das neue Stadtfenster zur Aufwertung der Altstadt beitragen könne. Die verglich er ziemlich bös mit einem "Messegelände fürs Schrottwichteln".

Aber gegen Ende des Abends zeigt Trepper seine ungebrochene Sympathie für seine Heimatstadt. Immer, wenn er dem Termindruck und allem Stress entfliehen möchte, dann ziehe es ihn nach Duisburg: "Ich gehe dann einmal die Königstraße rauf und runter und denke alle 20 Meter 'ja, was ist das denn wieder für eine schwachsinnige Scheiße?' Und fühle mich so was von geborgen, vertraut, aufgehoben und sicher. Das muss Heimat sein."

Treppers nächster großer Auftritt in Duisburg ist sein Abend zusammen mit Mary Roos am 30. April im Theater am Marientor. Titel: "Nutten, Koks und frische Erdbeeren." Dafür gibt es noch Karten.

(pk)
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